„Ich bin ein Fan des Programms“

In einem Interview am Rande der Partnerkonferenz äußerte sich Dr. Karl-Ernst Brauner zum Managerfortbildungsprogramm (MP). Als Abteilungsleiter Außenwirtschaftspolitik war er bis Ende August 2013 im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) unter anderem für das MP zuständig. Seit September ist er stellvertretender Generaldirektor der Welthandelsorganisation WTO.

GIZ: Dr. Brauner, seit wann sind Sie im Kontakt mit dem MP und in welcher Funktion?
Dr. Karl-Ernst Brauner: Ich bin seit 2001 in das Programm involviert und habe seit 2006 regelmäßig an den Partnerkonferenzen teilgenommen. Im BMWi bin ich für Außenwirtschaftspolitik zuständig. Außerdem war ich Co-Vorsitzender der Lenkungsausschüsse mit Russland und Kasachstan.

In den vergangenen 15 Jahren entwickelte sich das MP von einer bilateralen Kooperation mit Russland zu einem internationalen Programm. Hätten Sie diese Entwicklung so vorhergesehen?
Ich gebe gerne zu, dass selbst bei optimistischer Betrachtungsweise niemand, auch ich nicht, damit gerechnet hatte, dass das Programm einen solchen Erfolg haben würde und dass es auch 2013 immer noch so stark nachgefragt wird. Im Laufe der Zeit wich dabei die ursprüngliche altruistische Ausrichtung des Programms zunehmend einer auf verstärkte Wirtschaftskooperation ausgerichteten Partnerschaft auf Augenhöhe. Der Erfolg zeigt sich schon darin, dass das Programm inzwischen mit demnächst 19 Partnerländern auf vier Kontinenten durchgeführt wird.

Gibt es ein Ereignis, eine Begegnung, an die Sie sich besonders gerne zurückerinnern?
Ich habe für mich in dieser Zeit selbst sehr viel gewonnen. Durch das Programm habe ich interessante Menschen getroffen und kulturelle Vielfalt erlebt. Ich bin an Orte gekommen, die ich sonst wohl nicht besucht hätte, ob nun im russischen Krasnojarsk – weit hinter dem Ural – oder in Kasachstan. Das kasachische Bowodoje habe ich in besonders positiver Erinnerung: Dort gibt es einen Stein, der einem nach siebenmaliger Umrundung einen Wunsch erfüllt. Dies gelang, denn am gleichen Abend gewann Deutschland 4:0 gegen Argentinien bei der Fußballweltmeisterschaft.

Was macht das MP so einzigartig?
Wenn das Programm nicht schon existieren würde, müsste es in dieser flexiblen Form erfunden werden. Wir stellen bei den Auswahlen hohe Anforderungen an die Teilnehmer. Ebenso setzen wir anspruchsvolle Maßstäbe an die Weiterbildungsakademien. Beides sind essentielle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Programmabwicklung. Dabei ist das MP ein klassisches marktwirtschaftliches Programm: Innerhalb vorgegebener Rahmenbedingungen operieren die Akteure eigenständig und eigenverantwortlich. Der einzelne Manager hat es selbst in der Hand, wie er das Programm nutzt. Wir sehen auch die Nachhaltigkeit als ein wesentliches Element der Programmqualität. Hierfür stehen Follow-up-Seminare und konsequente Alumni-Arbeit. Kommunikation und Vernetzung der Teilnehmer über ihren Aufenthalt in Deutschland hinaus sind ganz wesentliche Elemente des Programms und werden von ihnen zu Recht sehr geschätzt.

Wer profitiert Ihrer Einschätzung nach am meisten vom MP?
Ich denke, sowohl der einzelne Teilnehmer, als auch sein Unternehmen und die jeweilige Volkswirtschaft. Wie bereits gesagt, hat der einzelne Manager es in hohem Maße selbst in der Hand, was er aus seiner Teilnahme macht, wie er das in Deutschland gewonnene Know-how und die ihm ermöglichten unmittelbaren Unternehmenskontakte für sich selbst und sein Unternehmen nutzt.
Gefreut habe ich mich über die Rückmeldung eines Teilnehmers bei einem meiner letzten Lenkungsausschüsse. Ein Gewinn aus dem Programm sei für ihn gewesen, etwas über den besonderen Umgang mit Mitarbeitern in Deutschland gelernt zu haben. Dieser Umgang ist von Wertschätzung geprägt und nicht nur ein kulturelles Charakteristikum in Deutschland, sondern auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Ich finde es wichtig, dass man den Mitarbeitern mit Wertschätzung begegnet. Mitarbeiter stellen nicht nur einen Kostenfaktor, sondern den eigentlichen Wert eines Unternehmens dar. Wertgeschätzte Mitarbeiter sind produktiver, ideenreicher und engagierter – zum Wohle des jeweiligen Unternehmens. Auch diese Erkenntnis kann Teil der Erfahrung aus dem Programm sein.

Welchen Stellenwert genießt das MP innerhalb des BMWi?
Das Programm genießt hohe politische Anerkennung und hat sich als solides Element in den bilateralen Außenwirtschaftsbeziehungen erwiesen.

Wie sehen Ihre persönlichen Zukunftspläne aus?
Für mich ist diese die letzte Partnerkonferenz als Vertreter des BMWi, da ich in Kürze zur WTO nach Genf wechseln werde. Dies ist dennoch kein Abschied von den Partnerländern, sondern der Wechsel in eine andere Funktion. In dieser neuen Funktion werde ich sicher auch den Partnerländern in der einen oder anderen Form verbunden bleiben.