Selbständig in der Wirtschaftsberatung

Anh Nguy war 27, als sie am MP teilnahm. Im Herzen der Hauptstadt Ho Chi Minh City, einer Acht-Millionen-Metropole im Süden Vietnams, arbeitete die MBA-Absolventin als Projektleiterin für eine deutsche Wirtschaftsberatungsfirma. Mit Anfang 30 hat sie ihre eigene Firma gegründet. Die Managerfortbildung habe ihr bei diesem Sprung geholfen, sagt Nguy heute.

Ho Chi Minh City. Anh Nguy vertritt mit ihrer Firma Sanet Vietnam Ltd., Co. ihre Kunden in den Ländern der asiatischen Wirtschaftsgemeinschaft ASEAN. Damit bietet sie Zugang zu einem Binnenmarkt von zehn Ländern mit einer zunehmend konsumfreudigen Bevölkerung von 620 Millionen Einwohnern. Die Unternehmerin kann gut mit deutschen Geschäftspartnern umgehen, 80 Prozent ihrer Kunden kommen aus Deutschland. „Zum einen kommt das daher, dass ich fast fünf Jahre mit Deutschen zusammengearbeitet habe. Einen großen Einfluss hatte aber auch das MP“, sagt sie. Insbesondere die Vermittlung interkultureller Geschäftskompetenzen stellt sie dabei in den Vordergrund. „Ich konnte an den Trainings unter anderem in Berlin, Dresden und Stuttgart teilnehmen. Das hat mir sehr geholfen, die deutsche Kultur und das deutsche Geschäftsverhalten zu verstehen“, sagt die Unternehmerin. Außerdem habe sie im Projektmanagement viel dazu gelernt. Ihre Firma ist Teil der deutschen Sanet-Gruppe. Innerhalb dieser agiert sie jedoch weitestgehend unabhängig. „Ich nutze den Namen und die guten Kontakte, für meine Geschäfte bin ich aber selbst verantwortlich“, sagt Nguy. Haftung, Kapital, Aufträge – all das liegt in ihren Händen.

Die MP-Teilnehmerin hat nun drei Mitarbeiter und konnte mit ihrer Wirtschaftsberatung im ersten Jahr 150.000 Euro umsetzen. Ihre Geschäftskompetenz mit deutschen Partnern hat sie zuletzt für Siemens ins Spiel gebracht. Für den deutschen Global Player hat sie in Vietnam, Singapur, Indonesien, Malaysien, den Philippinen und Thailand verlässliche Geschäftspartner gefunden. Außerdem hat sie weitere deutsche Kunden aus den Bereichen Kosmetik, Automotive und Chemie in ihrer Geschäftstätigkeit unterstützt und war für Partner aus der Türkei und Frankreich tätig.

Ihr größter Kunde ist derzeit ein deutscher Investor aus der Kfz-Branche, der in Vietnam einen Produktionsstandort aufbauen möchte. Wenn alles gut geht, wird er sich schon bald zu den rund 300 deutschen Unternehmen gesellen, die derzeit in Vietnam aktiv sind. Die Stimmung unter den deutschen Firmen ist positiv. Laut einer im März 2016 durchgeführten Umfrage der AHK Vietnam beurteilen mehr als zwei Drittel der befragten Firmen die geschäftliche Lage als gut. Insbesondere deutsche FDI-Projekte (foreign direct investment / ausländische Direktinvestitionen) aus den Bereichen High-Tech, Automotive und erneuerbare Energien hätten in den nächsten Jahren sehr gute Erfolgschancen, denkt Nguy.

Die Jungunternehmerin schätzt den Austausch mit anderen MP-Absolventen und nimmt regelmäßig an den Konferenzen teil. „Meine erste Veranstaltung habe ich 2011 besucht. Meine damalige Vorgesetzte war auf eine MP-Alumnikonferenz hier in Vietnam, in Tuy Hoa, eingeladen. Ich habe sie begleitet und war sehr beeindruckt von den Ergebnissen“, sagt Nguy. Ein Jahr später hat sie selbst am Programm teilgenommen. Und im darauffolgenden Jahr konnte sie ihre Erfahrungen als Multiplikatorin weitergeben – als Referentin auf einer Alumnikonferenz des MP.

In ihrer Freizeit lernt die engagierte Existenzgründerin, die fließend englisch spricht und Grundkenntnisse im Chinesischen und Japanischen besitzt, noch Deutsch. Damit werden ihr der Austausch und die Vernetzung in Zukunft noch besser gelingen.