Die Textil- und Bekleidungsindustrie bleibt auch künftig eine der bedeutendsten Investitions- und Kooperationsbranchen für ausländische Firmen in Usbekistan. Staatlich verankerte Modernisierungsprogramme unterstützen die heimische Textilbranche bei ihrem Wachstum. Die Suche nach neuer Technik führte Schachzoda Egamberdiewa, die Vertreterin der zuständigen Behörde, nach Deutschland.
Taschkent. Ein sehr konkretes Ziel hatte sich Schachzoda Egamberdiewa gesetzt, als sie 2012 zur Fortbildung nach Süddeutschland kam. Die MP-Alumna arbeitet bei Uzbekyengilsanoat, dem Nachfolger des usbekischen Ministeriums für Textil- und Leichtindustrie. Dort kümmert sie sich um die Geschäftsanbahnung zwischen rund 300 usbekischen Textilunternehmen und ausländischen Firmen. Genau darum ging es ihr auch bei ihrer Fortbildung in Deutschland: deutsche Unternehmen für Investitionen in die usbekische Textilbranche gewinnen sowie bestehende Kooperationen ausbauen.
Das MP sollte die engagierte Teilnehmerin dabei sowohl methodisch als auch praktisch unterstützen. Insbesondere das Verständnis für die deutsche Businesskultur und interkulturelle Verhandlungsführung standen daher auf Egamberdiewas Wunschliste, denn der bevorstehende Umgang mit potentiellen deutschen Investoren wollte gelernt sein. Wie zum Beispiel die offene Kommunikation von Anfang an: „In asiatischen Ländern ist es nicht üblich, seine Meinung klar zu äußern. Selbst wenn kein Interesse besteht, bricht man kein Gespräch ab. Als ich das erste Mal in einem Geschäftsgespräch ein „Danke, kein Interesse“ hörte, war dies für mich sehr ungewohnt“, berichtet die MP-Teilnehmerin. Nach den interkulturellen MP-Trainings habe sie diese Reaktion nicht mehr überrascht. Im Gegenteil: Mittlerweile ist Egamberdiewa selbst von der Wirksamkeit einer solchen Strategie überzeugt. Ihr „unverblümter“ Gesprächspartner von damals war ein Familienbetrieb, der regional gebunden ist und seine Produktion nicht ins Ausland verlagern will. Die meisten anderen Unternehmensbesuche verliefen dagegen erfolgreicher. Ein Stoffwarenhändler aus dem Sauerland z.B. war am Import usbekischer Textilprodukte nach Deutschland interessiert und gab eine Probelieferung in Auftrag.
In den letzten Jahren besinnt sich die Textilindustrie Usbekistans auf ihre traditionellen Stärken. Im Rahmen der staatlich verankerten Ausbauprogramme werden viele neue Unternehmen gegründet, bereits etablierte Betriebe durchlaufen einen grundlegenden Modernisierungsprozess. Alle brauchen dringend neue effiziente Ausrüstung. Auch hier ist Egamberdiewa die richtige Ansprechpartnerin: Sie berät usbekische Firmen bei der Auswahl der Maschinen und Anlagen. Um sich die neueste deutsche Technik anzuschauen, besuchte die MP-Teilnehmerin während ihrer Fortbildung die Maschinenbauer Terrot GmbH in Chemnitz und die Trützschler Gruppe in Mönchengladbach. Beide Unternehmen sind über eine Vertretung in Usbekistan aktiv und haben bereits mehrere Fabriken mit ihrer Technik ausgestattet. Insgesamt haben usbekische Textilunternehmen seit 2013 mehrere Anlagen und Ausrüstungen im Wert von vielen Millionen Euro gekauft. Mit Terrot GmbH wird darüber hinaus über den Bau einer Produktionsstätte in Usbekistan verhandelt.
„Dieses Programm ist eine einzigartige Möglichkeit, die deutsche Businesskultur kennenzulernen und neue Geschäftspartner zu finden“, sagt die erfolgreiche Managerin. Ihr Tipp an neue Teilnehmer: „Seien Sie zielstrebig – es geht um Ihre Zukunft!“




