Die Digitalwirtschaft Usbekistans hat einen neuen Impuls bekommen. Brand.uz, eine aufstrebende IT-Firma, hat einen Startup-Accelerator nach internationalem Vorbild gegründet, der sich fortan um den Tech-Nachwuchs kümmert. Vielleicht kommt das nächste Twitter oder Instagram ja bald schon aus Zentralasien. Elena Seleznewa, MP-Absolventin und Geschäftsführerin der StartupFactory, arbeitet daran.
Taschkent. Juni 2015. Im Konferenzzentrum der StartupFactory geht es quirlig zu. Fünf Teilnehmer der ersten Gründungsschmiede entwickeln innovative IT-Lösungen für den usbekischen Markt und feilen an ihren Businessplänen. Drei Monate lang werden sie Zeit haben, ihre Ideen geschäftsfähig zu machen. Das Training leitet Brand.uz, ein Tech-Unternehmen der ersten Stunde. Die StartupFactory ist das neueste Projekt der Internet-Profis. Elena Seleznewa hat es nach ihrer Fortbildung in Deutschland 2014 entwickelt. Als frisch gebackene Geschäftsführerin des Tochterunternehmens hat sie alle Hände voll zu tun. Den Karrieresprung habe sie auch dem MP zu verdanken, sagt sie.
Mit ihrem Projekt leistet sie, zusammen mit ihrem fünfköpfigen Team, Pionierarbeit. „Die Start-up-Szene in Usbekistan steckt noch in den Kinderschuhen. Wir sind die ersten, die sich professionell engagieren. Wir wollen ein Ökosystem für Junggründer schaffen, nach deutschem Vorbild“. Seleznewa hat in Deutschland wichtige Acceleratoren besucht, wie das Startup-Programm Wayra von Telefónica und die Berlin Startup Consulting KGM GmbH, und sich dort inspirieren und beraten lassen. Auch jetzt hält sie noch engen Kontakt.
Usbekistan hinke Deutschland in der Entwicklung hinterher, sagt die Geschäftsfrau. Nur ein geringer Prozentsatz kaufe überhaupt im Netz ein. Das erste Online-Bezahlsystem wurde 2015 eingeführt. IT-Firmen sprießen erst in den letzten Jahren aus dem Boden. Aber das Land holt auf. Mit zweistelligen jährlichen Zuwachsraten ist die Informations- und Kommunikationstechnologie eine sehr dynamische Branche. Den Markt für Start-up-Acceleratoren hat die Alumna gerade erfolgreich eröffnet, es gibt schon die ersten Nachahmer. „Wir haben einen Trend gesetzt“, sagt sie stolz.
Die erste Kreation, die der IT-Nachwuchs Anfang 2016 auf den Markt gebracht hat, ist bumerang.uz, ein Bringdienst für Taschkent. Die Betriebswirtin zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen. „Das ist ein sehr guter Schnitt. Die Realisierungsquote bei Technologie-Start-ups aus Gründungsschmieden liegt bei 15 Prozent“, sagt Seleznewa, deren Firma mit zehn Prozent am zukünftigen Gewinn der Ziehkinder beteiligt ist.
Sehr erfolgreich läuft zurzeit auch die Abteilung „digitales Marketing“ bei brand.uz. Seit Ende 2015 gibt es ein neues, erfolgreiches B2B-Produkt. Aufstrebende usbekische Firmen bekommen Unterstützung in der Online-Vermarktung ihrer Produkte. Mit Hilfe von Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Social Media Marketing bringen die Internet-Profis usbekische Waren auf den internationalen Markt. Zuletzt haben sie dem Textilunternehmen Trikotasch zu Aufträgen in Polen, im Baltikum und in der GUS verholfen. „Unsere Kunden können mit uns Partner in der ganzen Welt finden“, sagt die Unternehmenschefin.
Ende 2016 will Brand.uz mit einem eigenen Start-up auf den Markt gehen. Seit Anfang des Jahres arbeitet ein Team an der Entwicklung des neuen Unternehmens. Fünf Ideen, zum Teil nach deutschem Vorbild, sind in die engere Auswahl gekommen, unter anderem für E-Commerce und Dienstleistungen. „In Deutschland ist es schwer, eine Lücke zu finden, bei uns gibt es aber noch viele Nischen“, sagt Seleznewa, die schon tief in den Vorbereitungen für die nächste Talentschmiede steckt.




