Unerwartete Kooperationsmöglichkeiten

Deutsches Bier hat nicht nur einen guten Namen in China, sondern wird auch als Teil der deutschen Kultur wahrgenommen. Zwei MP-Teilnehmer aus dem Lebensmittelhandel hatten bereits vor Prorammbeginn geplant, deutsches Bier in die chinesische Provinz zu bringen. Bier, das zu 100 Prozent aus natürlichem Quellwasser gebraut wird und dann unter chinesischem Label verkauft werden kann, bieten nicht viele Brauereien an. Deshalb hat die MP-Gruppe aus China im Oktober 2014 die Westerwald-Brauerei in Hachenburg besucht.

Die Brauerei ist ein Familienunternehmen in der fünften Generation, das in einem hart umkämpften Markt tätig ist. Jens Geimer, geschäftsführender Gesellschafter der Brauerei, skizzierte, wie sich ein Familienunternehmen der Tradition verpflichtet, aber auch immer neue Wege gehen muss. So hat die Brauerei als kleines KMU bereits vor vier Jahren die ersten Schritte auf den chinesischen Markt gemacht und ist dort heute sehr erfolgreich.

Nach den ersten Geschmacksproben waren alle Teilnehmer von der Qualität des Produktes überzeugt. Besonders gefallen hat allen die „Handtasche für Männer“, ein Fünfliter-Fässchen, das als Werbegeschenk mit Firmenlogos bedruckt werden kann. Die Kunststoffgriffe, die an den Fässchen angebracht werden, riefen lebhaftes Interesse bei Lu Ye hervor. Der Teilnehmer packte sofort sein Tablet aus und zeigte Geimer Kunststoffteile, die er für Audi und Volkswagen produziert. Anschließend schlug Lu vor, Kunststoffgriffe für die Brauerei herzustellen. Geimer war begeistert: „Wer für Audi produziert, der ist nicht irgendwer“, und erfragte direkt ein Angebot für 15.000 Griffe. Solche sofortigen Win-Win-Situationen ergeben sich nicht oft. Als Hersteller von Kunststoffkomponenten hatte Lu ursprünglich nicht viel Interesse an diesem Gruppentermin, da er keine direkten Anknüpfungspunkte mit der Brauerei sah. Umso begeisterter war er, wie schnell sich auch in branchenfremden Unternehmen eine Kooperationsmöglichkeit ergeben kann.

Einige Tage später kam Sarah Schorge, Leiterin der Export Abteilung, zu einem weiteren Gespräch mit Lu, Honghua Li und Yongping Nan nach Köln. Währenddessen hat Lu – nach Rücksprachen mit seinen Kollegen in China – bereits ein konkretes Angebot für die Griffe vorbereitet. Die Produktion der Griffe könnte Anfang 2015 anlaufen. Li hat mit Schorge besprochen, wie sie das Bier der Westerwald-Brauerei in der Provinz Liaoning vermarkten kann. Nan steht bereits in Vertragsverhandlungen über den Import von 10.000 Dosen und 20.000 Flaschen Bier. So hat der Besuch für drei chinesische Teilnehmer konkrete Kooperationsmöglichkeiten ergeben – eine davon vollkommen unerwartet.

Von Mareike Dröge und Johanna Lange
Carl Duisberg Centren, Köln