Umsatz durch kluges Management verdreifacht

Wenn man wachsen will, muss man Mitarbeiter einstellen. Und man muss lernen zu delegieren. Das, sagt Shykhmyrat Ovezov, sind die beiden wichtigsten Lektionen, die er in Deutschland gelernt hat.

Aschgabat. Der 36-jährige Erdöl- und Erdgasingenieur bietet seit 2012 Dienstleistungen für seine Branche an. 2013 hat er eine Ausschreibung gewonnen, die ihm große Perspektiven eröffnete, gleichzeitig aber auch an die Grenzen seines unternehmerischen Know-hows brachte. Die nächsten drei Jahre war er nun für die Säuberung von Bohrschlamm verantwortlich. Für Petronas, einen malaysischen Mineralölkonzern, der Öl- und Gas in Turkmenistan fördert und dort zu den größten ausländischen Investoren gehört. Dafür erhält er knapp 1,5 Millionen Euro. Viel Geld, viel Arbeit und eine große Verantwortung für den Jungunternehmer, der bis dahin immer alleine oder zusammen mit seiner Frau gearbeitet hatte.

„Mir fehlte das nötige Managementwissen für das Projekt. Ich wusste nicht, wie man Mitarbeiter auswählt und Arbeit verteilt, ich hatte ja noch nie jemanden eingestellt“, sagt Ovezov. Er entschied sich dafür, sich das nötige Wissen in Deutschland zu holen und nahm 2013 am Training in Dresden teil. „Das Programm hat mir sehr geholfen, mein Unternehmen aufzubauen“, sagt Ovezov heute. Inzwischen hat er 14 Angestellte und einen Jahresumsatz von 835.000 Euro. In einem Jahr läuft das Petronas-Projekt aus. Aber das beunruhigt den Geschäftsmann nicht. Denn er hat seine unternehmerischen Hausaufgaben gemacht und die Diversifizierung seiner Firma vorangetrieben. „Alles auf ein Pferd zu setzen, ist gefährlich. Das Ölgeschäft mit seinen schwankenden Preisen kann einen schnell wieder zugrunde richten“, weiß
der vorsorgliche Unternehmer, der sich auch in der Verantwortung für seine Angestellten sieht: „Es ist schwer, gute Leute zu finden. Die, die man hat, muss man halten“.

Deshalb hat er sich weitere „Standbeine“ geschaffen. Eines davon ist in der Bauindustrie. 2017 finden in Aschgabat die Asienspiele statt, die olympischen Spiele der asiatischen Länder. Ovezov hat Lizenzen erworben und ist am Bau der lukrativen olympischen Häuser beteiligt. Außerdem hat er mit einem Partner ein Joint Venture für den Bau von Klimaanlagen gegründet. Sein Geschäftspartner steuert das Know-how bei und er die finanziellen Mittel. Das Geschäft läuft gut, das Wachstum betrug 100 Prozent im ersten Jahr. Die Kompressoren und andere Technologien für die Anlagen kommen unter anderem aus Deutschland, von GEA Bock und Bitzer. Im ersten Geschäftsjahr hat Ovezov bereits einen sechsstelligen Euro-Betrag in die deutsche Technik investiert.

In Zukunft möchte der Unternehmer weitere Mitarbeiter über das Programm in Deutschland qualifizieren. „Unsere Ingenieure sind fachlich sehr gut, aber es fehlt ihnen die internationale Erfahrung. Außerdem möchte ich mich in Richtung Deutschland und Europa orientieren, was ausländische Technologien angeht. Jetzt, wo ich die finanziellen Mittel habe“, sagt er.