Erfolgreich an kleinen Standorten

Im Fokus des Gruppenprogramms der vietnamesischen MP-Teilnehmer, die im Frühjahr 2015 von der IHK für München und Oberbayern betreut wurden, standen neben Managementtrainings Besuche bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen mit internationaler Erfahrung. Die Teilnehmer hatten bereits zu Beginn des Programms festgestellt, dass viele dieser Firmen außerhalb des großen Wirtschaftszentrums München liegen. Es kristallisierte sich schnell heraus, dass sich die Manager neben Themen wie Qualitätsmanagement oder internationaler Vertrieb auch für die folgende Frage interessierten: „Ist es unvorteilhaft für international agierende KMU, sich an kleineren Standorten niederzulassen?

Die Antwort von Hans Rosenberger vom mittelständischen Familienunternehmen Rosenberger Hochfrequenztechnik konnte nicht klarer sein: „Definitiv ist das kein Nachteil für uns!“ Das familiengeführte Unternehmen hat seinen internationalen Firmensitz in Fridolfing, einem kleinen Ort mit nur 4000 Einwohnern an der österreichischen Grenze, der aber durch gute Infrastruktur angebunden ist. „Für uns ist es hier in Fridolfing einfacher, gute Mitarbeiter zu finden. Es gibt viel weniger Konkurrenz durch andere Unternehmen als in München.“ Dort müsse man mit großen Firmen wie BMW, Siemens etc. um qualifizierte Mitarbeiter kämpfen. Dazu komme laut Rosenberger, dass auf dem Land die Lebenshaltungskosten viel niedriger sind als in der Großstadt. „Wir leben hier in einer wunderschönen Region mit Bergen und Seen direkt vor unserer Tür, die Lebensqualität ist sehr hoch. Das erleichtert auch das Anwerben von neuen Mitarbeitern.“ Er erklärte außerdem, dass das Unternehmen bereits seit 1955 an diesem Standort geführt wird. Man trage Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, die oft bereits seit ihrer Ausbildung bei Rosenberger arbeiten. Schon aus diesem Grund komme ein Umzug nicht in Frage.

Auch Irene Wagner, Geschäftsführerin der Firma psm protech im kleinen Ort Marktschellenberg in den Alpen, bekräftigte diese Einstellung. Das Unternehmen hat 200 Mitarbeiter und arbeitet im Bereich Feinmechanik und Kunststofftechnik. „Wir sind lieber ein großer Fisch im kleinen Teich. In München wäre das anders“, antwortete Wagner auf die Frage, ob sie einen Umzug ihres Unternehmens nach München in Betracht ziehe. In ihrer Region eröffnen sich auch für KMU viele Möglichkeiten, in der Wirtschaft aktiv zu sein und gemeinsame Interessen voranzubringen. Auch sei einiges unbürokratischer zu lösen als anonym in einer Großstadt. Und auf die Frage, ob die Randlage zu Österreich doch auch Nachteile bringe, sagte sie: „Wir liegen hier vielleicht am Rande Deutschlands, aber in der Mitte Europas.“

Teilnehmerin Tran Thi Thu Trang sagte am Ende des Programms: „Wir sind sehr beeindruckt, dass sich deutsche Unternehmen häufig fernab großer Städte ansiedeln, in schöner Umgebung mit frischer Luft. In Vietnam sehen wir uns mit vielen Problemen in den Städten konfrontiert. Deshalb wollten wir gerne erfahren, wie es solchen Unternehmen gelingt, international erfolgreich zu sein. Danke an die deutschen Unternehmer, dass sie ihre Erfolgsgeschichten mit uns geteilt haben!“

Von Sandra Dirnberger
Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, München