Nur wenige Mittelständler stellen in Tunesien private Industriebetriebe dar. Einer davon ist die Soran-Gruppe, an dessen Spitze ein engagiertes Ehepaar steht. Nach der Teilnahme am MP hat Co-Founderin Sonia Louati ihre Strategie geschärft. Jetzt kann sie langfristig der starken Konkurrenz die Stirn bieten.
Vor 13 Jahren hat eine junge Akademikerin in Tunesien einen kühnen Schritt gewagt. Zusammen mit ihrem Mann hat Sonia Louati 2006 die Firma SORAN Signalétique S.A.R.L gegründet. Louati war damals 28 Jahre alt, hatte ein Studium der Informatik in der Tasche und zwei Jahre Arbeitserfahrung. In den Anfangsjahren hat das junge Paar Safety-Panels, Displays und Beschilderungen hergestellt, immer mit einer klaren Vision vor Augen – sie wollten zum Marktführer in Afrika werden. Aber um dem Ziel näher zu kommen, mussten sie zunächst Mehrwert für ihre Produkte schaffen.
Von der Produktionsfirma zum Solution Provider
Aus dem einfachen Produktionsbetrieb hat sich das Unternehmen nach und nach zu dem entwickelt, was es heute ist: ein globaler Lösungsanbieter mit über 50 Mitarbeitern. Soran entwickelt komplette Tankstellenausstattungen, auch Tankshops. In 16 afrikanischen Ländern hat die Firma bisher 230 Tankstellen eingerichtet, vom Konzept bis zur Installation. „Unsere Kunden haben uns damals gezeigt, was sie brauchen, und wir haben auf sie gehört“, sagt die Geschäftsfrau, die den engen Kundendialog bis heute pflegt. „Jetzt haben wir ein Portfolio, mit dem wir unser Ziel erreichen können“, erklärt sie. „Wir denken global“, sagt die junge Unternehmerin. Die Teilnahme am MP war deshalb 2018 ein folgerichtiger Schritt für Louati, die für die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens verantwortlich ist. Die Geschäftsfrau hat gelernt, wie wichtig eine Spezialisierung und eine Fokussierung ist, um Kosten zu reduzieren und Zeit einzusparen. „Früher haben wir alle Kunden bedient, jetzt – nach dem MP – konzentrieren wir uns nur noch auf Tankstellen“, sagt Louati. Hauptkunde von Soran ist das Mineralölunternehmen Total, mit dem das Tankstellen-Geschäft vor einigen Jahren auch begann. Den Fokus legt Soran nun auf die Nähe zum Kunden. „Wir liefern unseren Kunden, was sie brauchen, bevor sie selbst wissen, dass sie es brauchen. Das macht uns aus“, sagt die Managerin. So nah dran an den Bedürfnissen ist die Konkurrenz aus Frankreich und der Türkei – die mit ihrer aggressiven Preispolitik eine echte Herausforderung für das aufstrebende Unternehmen ist – nicht.
Neuer Partner aus Deutschland
„Ich schätze Qualität made in Germany“, sagt Louati, deren Zulieferer aus Europa und Amerika kommen. Während der Fortbildung in Deutschland hat sie eine Absichtserklärung mit der PWM GmbH unterzeichnet, einem Hersteller von elektronischen Preisanzeigen für Tankstellen. Soran übernimmt die Installation und Wartung der Produkte des Familienunternehmens aus Nordrhein-Westfalen. Firmenvertreter haben bereits ein Training für die Mitarbeiter von Soran in Tunesien gemacht.
Louati hat die Produktion und das Engineering nach ihrem Deutschlandaufenthalt voneinander getrennt und eine Abteilung für Forschung und Entwicklung Ausgezeichnete Unternehmerin Für ihr geschäftliches Engagement wurde Louati 2019 für den „Business Award“ des tunesischen Jungunternehmerverbands CJD nominiert. Mit dem Wettbewerb, der von der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt wird, möchte der CJD die Entwicklung einer neuen Unternehmenskultur in Tunesien fördern. aufgebaut. „Durch die klare Abgrenzung – übrigens auch räumlich – können wir strukturierter und effektiver arbeiten“, sagt die Unternehmerin. Sie hat 15 neue Mitarbeiter eingestellt und dazu beigetragen, neue Arbeitsplätze für Akademiker zu schaffen – in einem Land, in dem Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb von Landwirtschaft und staatlichen Unternehmen rar sind.
„Die Anfangsjahre waren oft hart, das hier fühlt sich für mich und meinen Mann oft wie ein Traum an“, sagt Louati. Ein Traum, bei dessen Verwirklichung ihr das MP geholfen hat.
Fotos: © SORAN




