Tief beeindruckt zeigten sich 19 indische Führungskräfte von den deutschen Standards in der beruflichen Aus- und Weiterbildung – etwas Vergleichbares gibt es in Indien nicht. AHP International bot der Gruppe Einblicke in die verschiedenen Dimensionen des deutschen dualen Ausbildungssystems.
Kennzeichnend für das duale Berufsausbildungssystem ist die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. Das garantiert eine theoretisch fundierte, aber dennoch praxisnahe Ausbildung. Das System ist im Vergleich mit anderen Ländern einzigartig: Für deutschlandweit anerkannte einheitliche Ausbildungsinhalte und Prüfungen sorgen die Industrie- und Handelskammern (IHK), die die Inhalte fortlaufend an die neusten technischen Entwicklungen anpassen. Wie ein deutscher Maschinen- und Anlagenbauer das duale System in Zusammenarbeit mit der lokalen IHK umsetzt, konnten die indischen MP-Teilnehmer beim ABB-Trainingszentrum in Heidelberg aus nächster Nähe beobachten. Der Besuch des IHK-Bildungszentrums Karlsruhe, das vor allem mittelständischen Unternehmen ein sehr breites Spektrum an Fortbildungskursen erschließt, zeigte ergänzend die Schlüsselrolle der IHK auf.
Für viele deutsche Unternehmen stellt hervorragende berufliche Ausbildung einen wesentlichen wirtschaftlichen Erfolgsfaktor dar, der auch in Indien erkannt wird. Viele indische Unternehmen sehen sich mit fehlenden allgemeingültigen Standards in der beruflichen Ausbildung konfrontiert, was sich zum Beispiel in hohen Kosten für das Anlernen neuer Mitarbeiter zeigt. Auch Effekte wie Effizienzsteigerung, höhere Produktqualität und Verringerung der Personalfluktuation sind für indische Unternehmen durchaus interessant. Strukturierte, praxisorientierte Fortbildungen nach deutschem Vorbild können hier ein attraktiver Weg sein. Aus der Diskussion mit der stellvertretenden Leiterin des IHK-Bildungszentrums Karlsruhe, das auch in internationalen Projekten engagiert ist, nahmen die MP-Teilnehmer verschiedene Ansätze für die Anpassung des dualen Ausbildungssystems an die eigenen Bedingungen mit. Eine Möglichkeit wäre ein Zusammenschluss von Unternehmen ähnlicher Branchen, die ein gemeinsames Ausbildungssystem etablieren und finanzieren. Eine andere könnte die Akquise von Trainern externer Managementberatungen bieten, wenn das Budget für ein eigenes Trainingscenter nicht ausreicht.
Beflügelt von neuen Ideen, wollen nun mehrere Teilnehmer versuchen, Maßnahmen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung in ihren Unternehmen zu implementieren – teilweise in Kooperation mit deutschen Partnern. Ein erster Schritt dazu sind strukturierte, unternehmensinterne Kurse für meist ungelernte indische Arbeiter.
Von Dr. Linda von Delhaes-Guenther
AHP International GmbH & Co. KG, Berlin