Qualitätsmanagement für Sanddorn

Ausgerechnet um Sanddorn – in Mexiko eine gänzlich unbekannte Beere – drehte sich alles für mexikanische Führungskräfte, die Ende September 2015 im Rahmen des MP das Unternehmen Christine Berger GmbH & Co. KG in Petzow bei Potsdam besuchten. Geschäftsführerin Dorothee Berger, die das Unternehmen in zweiter Generation führt, begrüßte an einem sonnigen Herbsttag die mexikanischen MP-Teilnehmer am Hauptsitz des Unternehmens beim Glindower See.

Während des vorangegangenen dreiwöchigen intensiven Programms der mexikanischen Gruppe in Süddeutschland und Berlin wurden zwar bereits zahlreiche Trainings absolviert, Einzeltermine wahrgenommen und verschiedene kleine und mittelständische deutsche Firmen besucht. Der Besuch bei der Christine Berger GmbH war jedoch besonders für die Vertreter der Lebensmittelbranche ein besonderes Highlight. Die Firma selbst ist spezialisiert auf die Herstellung von Sanddornprodukten. Zu DDR-Zeiten als Zitronen- und Orangenersatz mit hohem Vitamin-C-Gehalt angebaut, interessierten sich nach der Wiedervereinigung zunächst nur noch wenige Personen für die sauren Beeren. 1993 machte sich Firmengründerin Christine Berger selbstständig, suchte nach neuen Absatzmöglichkeiten und entwickelte über die Jahre – angefangen mit drei Sanddornsäften – über 50 weitere geschmacksintensive Variationen, die von Sanddorn Secco bis zum exotischen Fruchtaufstrich mit Chili und Guave reichen. Eine weitere wichtige Produktsparte ist die Sanddorn-Kosmetik.

Da die Gruppe zur Mittagszeit anreiste, begann der Unternehmensbesuch im hauseigenen, sogenannten „Spezialitätenmarkt“ mit der Verkostung von mit Sanddorn angereicherten Gerichten wie der „Sanddorn-Bauerntorte“. Als Erfrischung wurde Sanddornsaft gereicht. In Gesprächen mit der Geschäftsführerin erkannten die mexikanischen Gäste, dass einerseits der pure, saure Sanddornsaft optimal die Kombination Salz und Tequila ergänzen könnte, andererseits aber die mexikanischen Stevia- und Agaveprodukte aus dem Angebot zweier MP-Teilnehmer für das Süßen der Sanddornprodukte von Interesse sein könnten.

Nach dem Eingangsimbiss führte Berger die Gruppe über das Firmengelände zur sogenannten „gläsernen Schauproduktion“, wo sie die sorgfältige Sanddornverarbeitung beobachten konnten. Um den hohen Qualitätsansprüchen an das Produkt gerecht zu werden, muss man bereits bei der Ernte einige wichtige Regeln beachten. So können die Früchte beispielsweise nicht per Hand gepflückt werden, da dabei die weiche Schale aufplatzen könnte und wertvolle Nährstoffe verloren gehen würden. Vielmehr schneidet man ganze Äste vom Strauch ab, damit sie mit den daran hängenden Früchten schnellstmöglich schockgefroren werden. Die gefrorenen Beeren fallen anschließend unbeschädigt vom Ast und garantieren eine ausgezeichnete Qualität.

Bei einem Rundgang durch den Hofladen & Spezialitätenmarkt bestaunten die Gäste insgesamt über 70 Sanddorn- und Wildfruchtspezialitäten. Die Vielfalt des Angebots inspirierte sie dazu, neue Geschmacksrichtungen an ihren eigenen Produkten auszuprobieren und kontinuierlich neue Ideen in die entsprechenden Produktionsprozesse einfließen zu lassen.

Den Kontakt zu Berger werden vor allem die MP-Teilnehmer aus der Lebensmittelindustrie aktiv aufrecht erhalten. Doch auch die Teilnehmer aus anderen Branchen werden das erworbene Wissen bezüglich Qualitäts- und Innovationsmanagement im Lebensmittel- und Getränkebereich in ihre Firmenpraxis transferieren und interdisziplinär implementieren.

Von Benjamin Scharweit
AHP International GmbH & Co. KG, Berlin