Schweinezucht und High-Tech

Während des Ramadan zu einem einmonatigen Deutschlandaufenthalt aufzubrechen ist für manchen Unternehmer aus Kasachstan eine besondere Herausforderung. Denn das Programm ist bei seinen vielen Unternehmensbesuchen straff organisiert, und der Tagesablauf fällt ohne den „Imbiss zwischendurch“ mitunter recht schwer. Dies bekamen auch kasachische MP-Teilnehmer zu spüren, die im Juni 2016 ihre Managerfortbildung in Dresden absolvierten. Interessant war aber auch ein anderer Aspekt: Die große Mission mancher Unternehmer bestand darin, deutsches Know-how und Equipment im Bereich der Schweinezucht einholen. Und dies in Entsprechung mit dem „Masterplan“ des kasachischen Landwirtschaftsministeriums, welches diese Branche bis zum Jahr 2020 so ausbauen will, dass Schweinefleischexport von Kasachstan aus möglich wird.

In diesem konstruktiven Spannungsfeld verlief das Einmonatsprogramm der kasachischen Unternehmer zwischen Trainings und Unternehmensbesuchen. Kontakte zu Unternehmen aus Kasachstan sind auf deutscher Seite sehr gefragt: Erdölverarbeitung, Verarbeitung und Entsorgung von Abfallprodukten aus der Petrochemie und dem Bauwesen, Medizintourismus und auch IT-Dienstleistungen auf dem kasachischen Markt wurden von den besuchten deutschen Unternehmen als besonders perspektivreich wahrgenommen. Und selbstverständlich auch die Schweinezucht. Die deutsche Firma WEDA Dammann & Westerkamp GmbH konnte Danar Raissov, dem Protagonisten der sich heranbildenden kasachischen Schweinezuchtbranche und Chef der AIC Bavaria Products LLP, flugs ein Angebot auf Ausrüstung seiner bereits minutiös geplanten Schweinefarm unterbreiten. Und ein großer deutscher Zuchtbetrieb bot dem Kasachen eine Zuchtherde an, die nach dem Willen von Raissov zu einem Grundstein bei der Umsetzung des „Masterplans“ der kasachischen Schweinezucht werden soll.

All das stand nicht im Widerspruch zum Anspruch der deutschen Wirtschaft auf High-Tech und moderne Personalpolitik, den die kasachischen Unternehmer in Fülle erleben konnten. Zhanara Zhukenova, Vize-CEO eines kasachischen Touristikdienstleisters, schildert ihre Eindrücke nach dem Besuch der Volkswagen Sachsen GmbH folgendermaßen: „Der Besuch bei Volkswagen hat mich besonders beeindruckt. Es war geradezu futuristisch: Roboter, die menschliche Arbeitskraft maximal optimiert, eine nahezu sterile Reinheit in der Produktion, aufgeschlossene Mitarbeiter… Die Sauberkeit und Hygiene wird durch weiße Arbeitsbekleidung noch unterstrichen. Doch trotz all der Roboter und der optimierten Produktionsprozesse sind die Mitarbeiter klar erkennbar das höchste Gut, das dieses Unternehmen besitzt. Wie wir erfahren haben, gibt es für sie zahlreiche Maßnahmen wie etwa Betreuungsangebote für Kinder oder barrierefreie Arbeitsplätze. Das schafft Motivation und daraus folgend Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Produkten.“

ARGE Konsortium Neue Bundesländer, Dresden