Biokräuter aus Tunesien für den deutschen Tisch

Leith Tlemcani ist Biologe. Er hat in Frankreich studiert, dort gelebt, geforscht und gearbeitet. Vor vier Jahren ist der 35-jährige nach Tunesien zurückgekehrt und hat dort seine eigene Firma gegründet. In einem Bereich, der in Tunesien noch in den Kinderschuhen steckt. Der promovierte Mikrobiologe produziert Bioöle, -kräuter und -extrakte, vornehmlich für deutsche Unternehmen. Die Nachfrage ist so groß, dass er mit der Produktion nicht nachkommt. Vor kurzem hat er deshalb nachgerüstet und vergrößert. Und investiert jetzt in einen eigenen Anbau. Im Interview erzählt er über seine Pläne und die wichtigsten Lerneffekte aus dem MP in Deutschland.

GIZ: Herr Tlemcani, Sie sind Hochschullehrer. Wie wurden Sie zum Unternehmer?
Leith Tlemcani: In Frankreich habe ich für verschiedene Biotech-Firmen gearbeitet und Bakterien und Biomoleküle produziert. Dieser Markt ist in Tunesien aber noch nicht sehr gut entwickelt. Nach meiner Rückkehr habe ich nach etwas gesucht, das naturnah und ökologisch sauber ist. Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass bei uns eine Vielfalt an Kräutern wächst. Die verarbeitende Industrie ist aber noch nicht sehr weit, die Qualität ist schlecht. Ich habe dann meine ersten Maschinen gekauft, um Öle herzustellen und Kräuter zu trocknen, und meine eigene Firma gegründet, die Herbiotech Aroma S.A. Nebenher unterrichte ich weiterhin an einer privaten Universität in Tunis.

Im April dieses Jahres haben Sie am MP teilgenommen. Was waren Ihre wichtigsten Learnings in Deutschland?
Zunächst einmal bin ich dankbar, dass ich über das MP meine Managementkenntnisse verbessern konnte. Ich hatte ja eine akademische Laufbahn eingeschlagen, bevor ich Unternehmer wurde. Anfangs habe ich viele Fehler gemacht, weil mir das nötige Wissen fehlte. Zum Beispiel habe ich unterschätzt, wie wichtig eine gute und persönliche Beziehung zu den Kunden ist, gerade im Bio-Geschäft. Wir hatten kürzlich Besuch von einem Kunden aus Deutschland. Früher dachte ich, wozu sollten meine Angestellten die Kunden persönlich kennen? Doch wenn sie wissen, wer sich hinter dem Namen verbirgt und für wen sie die Ware produzieren, hilft es mir sehr, sie zu motivieren. Qualität ist sehr wichtig in meinem Geschäft. Ich bin gerade dabei, eine Abteilung für Qualitätsmanagement einzurichten. Einen Mitarbeiter habe ich vor kurzem eingestellt, der unter anderem an der Demeter-Zertifizierung arbeitet. In den nächsten zwei Monaten sollen noch ein bis zwei Mitarbeiter dazu kommen.

Was haben Sie für aktuelle Projekte?
Wir haben eine Million Euro in eine Anlage investiert, um Kräuter zu verarbeiten. Sie besteht aus zwei Linien, die größere davon kommt aus Deutschland. Der Firmenchef hat sie vor zwei Monaten selbst bei uns installiert. Die Produktion ist im Oktober gestartet. Die größte Herausforderung, der wir uns zurzeit stellen, ist der eigene Anbau von Kräutern, damit wir unsere Rohstoffe in Zukunft selbst produzieren. Bisher haben wir sie eingekauft.

Wie wird sich die Investition auf Ihr Unternehmen auswirken?
Herbiotech hat bislang hauptsächlich Öl produziert (zu 90 Prozent). Durch den Neuerwerb soll sich die Produktion in Richtung Biokräuter verlagern. In der Ölproduktion haben wir viele Wettbewerber, gegen die wir uns durchsetzen müssen, die spanische und italienische Konkurrenz ist groß. Die Produktion von Trockenkräutern ist hingegen eine Marktlücke. Und mit unserer guten Qualität können wir uns gegen den starken ägyptischen Markt behaupten. Denn eines haben wir gemerkt: In der Bioproduktion zählt die Qualität, nicht der Preis. Langfristig wollen wir das Verhältnis so umkehren, dass wir nur noch zu einem Zehntel Öl produzieren. Wenn die Anlagen einmal voll ausgelastet sind, können wir zehn Mal so viel produzieren, wie bisher. Wir können dann bis zu 15 Tonnen Kräuter am Tag verarbeiten. 90 Prozent unserer Kunden kommen aus Deutschland. Sie warten bereits darauf, dass wir liefern.