Neue Drinks für die Mongolei

Was haben ein Minzwodka, ein Lemonbier und ein Waldbeere-Mineralwasser aus der Mongolei gemeinsam? Die Aromen kommen alle aus dem Haus der WILD Berlin GmbH, dem ältesten Essenzen-Produzenten Deutschlands. Auf den Markt gebracht hat sie der führende mongolische Getränkehersteller APU, nachdem dessen Mitarbeiterin Gerel Ganchimeg 2015 am MP in Deutschland teilgenommen hatte.

Ulaanbaatar. In Deutschland gehören Biermischgetränke seit über zwanzig Jahren zum Standardsortiment im Getränke- und Lebensmittelhandel. Sie haben sich seitdem ihren festen Anteil am Biermarkt gesichert. Neue Geschmacksvariationen sprießen wie Pilze aus dem Boden und buhlen um die Gunst der verwöhnten Kunden. Seit August 2016 erfreut man sich auch in der Mongolei an diesen Mixgetränken. In Ulaanbaatar, Erdenet, oder Darchan trinkt man jetzt „Bliss“: Bier mit Zitrone und Limette, Grapefruit und Ananas oder Mango und Pfirsich. „Unser Bier mit Fruchtgeschmack ist eine absolute Neuheit hier“, sagt Gerel Ganchimeg, die für das Qualitäts- und Innovationsmanagement bei APU verantwortlich ist und an der Produktentwicklung der Hopfenspezialitäten mitgewirkt hat. Bei WILD Berlin hatte sie zuvor 18 Geschmacksrichtungen verkostet und sechs neue mit nach Hause gebracht, von denen einige jetzt „Bliss“ eine besondere Geschmacksnote verleihen.

Ob Bliss den Mongolen wirklich schmeckt, muss sich aber erst noch zeigen. Aber selbst wenn es floppt – das hat Ganchimeg beim Unternehmensbesuch von ArcelorMittal gelernt – ist das der richtige Weg zu innovativen neuen Produkten. ArcelorMittal hatte den ausländischen Managern an seinem Unternehmenssitz im brandenburgischen Eisenhüttenstadt nicht nur Einblick in sein Stahlwerk, sondern auch in sein unternehmenseigenes Innovationsmodell gewährt. „Man braucht so viele Ideen, um am Ende ein paar Hits zu landen. Das hatte ich bis dahin nicht auf dem Schirm“, sagt Ganchimeg, die das Modell dann auch gleich für APU adaptiert hat. Inzwischen haben alle Produktionseinheiten Innovationsboxen, in die die Mitarbeiter ihre Ideen einwerfen. Die drei besten Ideen werden monatlich ausgewertet, gesammelt und halbjährlich dem Managementboard vorgelegt. Dieses entscheidet dann darüber, welche Vorschläge das Potential haben, umgesetzt zu werden. Auch an Mineralwasser mit Geschmack hat APU sich dank Ganchimegs Einsatz jetzt herangewagt. Die neue Marke dafür heißt Orgiluun und der Kunde kann wählen zwischen Waldbeere, Wassermelone und Grapefruit. Und wer es hochprozentiger mag, trinkt den neuen Wodka „Taiga“, z.B. mit Zitrone und Gurke oder mit Chili und Honig. Die Aromen stammen ebenfalls von der Berliner Essenzenschmiede.

APU hat nicht erst seit dem MP Kontakte zu deutschen Firmen. Unter Lizenz produzieren sie Kaltenberg, ein Hefeweißbier der König Ludwig International GmbH. Das Bier wird nach deutschem Reinheitsgebot vor Ort gebraut, wobei APU zugute kommt, dass viele Brauer ihre Ausbildung in Deutschland gemacht haben. Einige langjährige deutsche Partner von APU waren im Rahmen des MP auch bereit, sich in verschiedenen Unternehmensbereichen tiefer in die Karten schauen zu lassen und ihre Erfahrungen in der Unternehmensführung zu teilen. Bei ihrem Besuch von Jägermeister hat Ganchimeg z.B. viel in punkto Qualitätsmanagement dazugelernt. „Wir hatten rund 80 Rohstoffe im Einsatz, aber kein Verzeichnis und kein Regelwerk dafür“, sagt die Lebensmittelingenieurin. Die 45-jährige hat dann ein Rohstoffverzeichnis analog zum Jägermeister-Modell entwickelt, das seitdem im Einsatz ist. Über die Bedeutung des MP sagt Ganchimeg rückblickend: „Während meines Trainings habe ich gemerkt, dass deutsche KMU eine gute Blaupause für mongolische Unternehmen sind. Besonders bei Firmen aus der eigenen Branche kann man viel übertragen“.