Neue und alte Geschäfte

Bislang hat sich „Truck Motors“ aus dem ukrainischen Sumy mit KFZ-Reparatur und Ersatzteilhandel begnügt. Das wird sich nun ändern: Yevgen Kabanets, Inhaber und Geschäftsführer, will die Landtechnik der Firmen Agravis und Fricke in der Ukraine vertreiben. Auch das Altgeschäft wird aufpoliert. Dafür sollen Kabanets‘ Mitarbeiter demnächst die Schulbank drücken – mit Unterstützung des deutschen DEULA-Verbands.

Kharkiv. Dass sich Yevgen Kabanets in Deutschland gelangweilt hat, kann keiner behaupten. Konkrete Projekte und Aufträge hat der ukrainische Geschäftsmann bereits in der Tasche. Ab 2015 soll er eine Vertretung der Firma Agravis in der Ukraine übernehmen. Entsprechende Verträge bereitet die Geschäftsführung von Agravis vor und bringt sie bei einem avisierten Besuch in Kharkiv zur Unterzeichnung mit. Auch ein Projekt mit der Firma Fricke ist in vollem Gange. Fricke hat bereits 45 Standorte in 17 Ländern und ist sehr an einer weiteren Expansion in der Ukraine interessiert. So sehr, dass Fricke-Experten bereits in Kharkiv waren, um gemeinsam die Projektplanung für die Erweiterung der ukrainischen Firma im Bereich Service und Reparatur zu erstellen. Anfang Juni 2014 verhandelte man über weitere Vertragsdetails. Die ersten zwei Jahre soll Kabanets als Händler auf dem ukrainischen Markt auftreten. Wenn sich die politische Lage stabilisiert hat, werden weitere Verhandlungen über einen Exklusivvertrag geführt.

Mit dem MP verband der Unternehmer auch die Hoffnung, sich schneller im neuen Marktsegment Agrartechnik-Service zu behaupten. Hier waren neue Managementmethoden notwendig, die er sich im Rahmen des Programms detailliert und praxisorientiert angeeignet hat. „Endlich konnte ich die Arbeitsprozesse großer Unternehmen kennen und begreifen lernen“, berichtet Kabanets. Einiges davon hat er für seine eigene Firma übernommen, wie z.B. sorgfältige Analyse der Kundenwünsche und -probleme. Um Kunden langfristig zu binden, wird der gesamte Prozess von der Warenannahme über Service bis hin zur Auswertung der Kundenzufriedenheit genauestens von zuständigen Mitarbeitern überwacht. „Wir untersuchen jeden Fehler, jede Kundenbeschwerde, damit sie nicht wieder vorkommen“, sagt der Teilnehmer. Auch ein neues kundenfreundliches Benachrichtigungssystem bei Fertigstellung hat er erfolgreich implementiert.

Um in der Landtechnikbranche Fuß zu fassen, reicht es jedoch nicht, wenn nur der Chef die neusten Methoden beherrscht: Auch das Personal braucht fachgerechte Weiterbildung. Agrartechnische Bildungseinrichtungen des bundesdeutschen Verbands DEULA gehören zu den bedeutendsten regionalen und überregionalen Anbietern in dieser Branche. Grund genug für Kabanets, die Ausbildung seiner Mitarbeiter als Multiplikatoren für den technischen Support in die Hände von DEULA zu legen. In Deutschland konnte der Unternehmer erste Gespräche mit DEULA und einem Vertreter des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums führen. Das Ministerium soll bei landwirtschaftlichen Praktika unterstützen und DEULA prüft, welche Möglichkeiten es generell für die Aus- bzw. Weiterbildung gibt. Konkret schwebt Kabanets ein Schulungszentrum vor, wo ukrainische Fachkräfte anhand von DEULA-Methodik den technischen Support für Agrartechnik erlernen. Auch denkt er über gemeinsame Schulungen mit den großen Agrartechnikanbietern wie Claas, RIELA und AMAZONE vor Ort. Und sucht nach einer Möglichkeit, einige Servicecentren zu eröffnen, die sich – durch Claas autorisiert – auf Reparatur und Wartung der Claas-Agrartechnik spezialisieren. „Die Teilnahme am MP eröffnet neue Perspektiven und ermöglicht einen anderen Blick auf das eigene Geschäft, welches davon sehr profitiert“, resümiert der Unternehmer.