Der Landwirtschaftsbetrieb Winnyzjaagroproektbud aus dem Verwaltungsgebiet Winnyzja in der Ukraine baut hauptsächlich Mais, Winterweizen, Winterraps, Soja und Sonnenblumen an. 2016 hat das Unternehmen seinen Top-Manager zum Managerfortbildungsprogramm nach Deutschland geschickt. Vasyl Matienko sollte Technologien finden, um die Produktion zu modernisieren. Mit nach Hause gebracht hat er nicht nur Kontakte und Anlagen, sondern auch ein neues Anbauprodukt – die Himbeere.
GIZ: Sie haben in Deutschland neue Partner gesucht. Und auch gefunden?
Vasyl Matienko: Ja, das MP hat uns sehr geholfen, uns auf dem Markt zu orientieren und eine Auswahl zu treffen. Auf einer Veranstaltung haben wir die AMAZONEN-Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG kennengelernt, deren landwirtschaftliche Maschinen uns sehr gut gefallen haben. Wir haben eine Sämaschine und eine Bodenbearbeitungsmaschine angeschafft. Dank der neuen Technologien konnten wir die Frühlingsarbeiten auf dem Feld optimal durchführen – und den Ernteertrag steigern.
Wie haben Sie Ihre Investitionen finanziert? Hinter der Finanzierung vieler Projekte in der Ukraine stehen ja internationale Geber – allein die Europäische Investitionsbank stellt drei Milliarden Euro an Finanzhilfe bereit.
Da wir eine sehr gute Bonität und Reputation haben, finanzieren Banken unsere Projekte und Anschaffungen gern. Wir hatten kein Problem, einen Kredit bei einer ukrainischen Bank zu bekommen. Die Hälfte der Investition von 340.000 Euro haben wir außerdem aus Eigenmitteln bezahlt. Während des MP habe ich viele Finanzierungsmöglichkeiten für den Erwerb von deutschen Technologien kennen gelernt, die ich bei zukünftigen Investitionen im Hinterkopf habe.
Was sind Ihre weiteren Pläne?
Wir wollen den Anbau und die Verarbeitung unserer landwirtschaftlichen Erzeugnisse weiter modernisieren und die Prozesse weitestgehend automatisieren. Dadurch können wir teure Arbeitskraft einsparen und alle Prozesse rund um den Anbau in optimaler Zeit erledigen. Dadurch werden wir langfristig den Gewinn steigern können.
Das klingt, als würden Sie demnächst einige Stellen abbauen. Ist das so?
Nein, wir haben sogar zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Zum einen wachsen wir ja von der landwirtschaftlichen Fläche her, und zum anderen suchen wir nach neuen Anbauprodukten. Außerdem fangen wir an, mit Pflanzen zu arbeiten, die mehr Handarbeit erfordern.
Was bauen Sie auf Ihrem neuen Ackerland denn an?
Hauptsächlich unsere traditionellen Anbauprodukte. Aber wir probieren dort auch etwas Neues aus. 2016 haben wir 2.100 Setzlinge von sieben Sorten Himbeeren über einen Händler aus Deutschland erworben, die von Juni bis Oktober Früchte tragen. Wir wollen die Kulturpflanzen testen und versuchen, die Besonderheiten ihrer Kultivierung zu verstehen. Anschließend werden wir entscheiden, ob wir sie industriell anbauen.
Wie kamen Sie auf Himbeeren?
Wir haben nach einem zusätzlichen Anbauprodukt mit einem größeren Gewinn pro Hektar Anbaufläche gesucht. Und da ist uns die Himbeere über den Weg gelaufen (lacht). Sollten wir uns für den Anbau im industriellen Maßstab entscheiden, benötigen wir noch spezielle Technologien. Wir wollen hochwertige Maschinen einsetzen, gerne „made in Germany“. Wir brauchen Erntemaschinen, Gefrieranlagen und vielleicht noch Anlagen zur Verarbeitung von Beerenprodukten.
Exportieren Sie Ihre Waren auch, oder produzieren Sie nur für den heimischen Markt?
Wir arbeiten im B2B-Sektor und verkaufen an Händler. Die wiederum verkaufen einen Großteil ins Ausland weiter, nur ein geringer Teil bleibt im Land. Es kann also gut sein, dass unsere Erzeugnisse, auch die Himbeeren, ihren Weg nach Deutschland finden!
Lieber Herr Matienko, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen viel Erfolg mit den Himbeeren!




