Vom Landsmann lernen

Sonnenschein, milde Temperaturen und wenig Regen – so erlebten die aserbaidschanischen Führungskräfte im Spätherbst 2014 die Stadt Celle und ihre Umgebung. Deutsche Unternehmen zeigten sich sehr interessiert am Kontakt mit der Gruppe, obwohl viele Unternehmensvertreter kaum über Landeskenntnisse verfügten. Mit Erfolg: Mehrere MP-Teilnehmer planen nun gemeinsame Projekte mit deutschen Partnern in Millionenhöhe.

Celle. Fremdsprachenkenntnis ist für das Geschäftsleben in Aserbaidschan von erstrangiger Bedeutung. Nicht nur Englisch ist gefragt. Kaum eine Managerposition in Baku werde mit Personen besetzt, die nicht fließend russisch sprächen, erzählten die Teilnehmer. Auch Türkisch ist wichtig – häufig arbeiten deutsche Firmen über russische oder türkische Vertreter mit Aserbaidschan. 22 aserbaidschanische Teilnehmer zeichneten sich jedoch nicht nur durch ihre überdurchschnittlichen Sprachkenntnisse aus: Die MP-Trainer lobten das hohe Bildungsniveau aller Teilnehmer und auch die deutschen Unternehmen äußersten sich sehr positiv über die Gruppe. Während der Besuche entstanden für beiden Seiten fruchtbare Diskussionen, dank der deutsche Unternehmer Aserbaidschan als potentiellen Absatzmarkt kennenlernten.

Besonders begeistert waren die Führungskräfte vom Besuch des Handelsunternehmens Dinotech e.K., dessen Inhaber, Ramig Aliyev, selbst aus Aserbaidschan stammt. Von ihm bekamen sie viele nützliche Informationen zum Thema Steuern, Zölle und Zertifizierung. Er beleuchtete, inwiefern sich das deutsche Steuersystem auf die Unternehmen auswirkt und welchen Einfluss es auf die geplanten Kooperationsprojekte der Teilnehmer nehmen kann. Vor allem aber konnte Aliyev von seinem Weg zum in Deutschland ansässigen Unternehmer berichten, der unter anderem auch von interkulturellen Herausforderungen geprägt war.

Gutes Recherchevermögen und interkulturelle Fähigkeiten bewiesen einige Teilnehmer, indem sie ihre individuellen Geschäftstermine eigenständig vereinbart haben. Zu den 72 Terminen reisten sie mit dem Zug und lobten die Bahn-Infrastruktur in Deutschland. In Baku sei man dagegen oft auf das Auto angewiesen. Das Lob verblasste jedoch in der dritten Programmwoche, als die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vom 06.-08. November streikte. Aufwendige Umplanungen wurden erforderlich, doch schließlich konnten die Führungskräfte trotz Streik alle Geschäftstermine wahrnehmen. Für die Fahrt nach Berlin zum 25. Jubiläum des Mauerfalls hatten sich die Teilnehmer vorsichthalber ein Auto gemietet.

Von Inga Markwart
Deutsche Management Akademie Niedersachsen