Evgeny Grigoryev schaut ständig, wie er sich beruflich weiterbilden kann. Da kommt für den stellvertretenden Chefingenieur einer Grube des russischen Kohleunternehmens SUEK-Kusbass das Managerfortbildungsprogramm zum rechten Zeitpunkt. Neben viel Neuem zu Change-Management und Umweltschutz nimmt Grigoryev einiges in puncto interkulturelles Management mit. Der persönliche Kontakt des 35-Jährigen zu deutschen Unternehmen hilft SUEK zudem, letzte offene Fragen vor zwei Vertragsabschlüssen zu klären.

„Der Weg zur persönlichen beruflichen Weiterentwicklung und allerbestes Networking“, so fasst Evgeny Grigoryev seine ersten Gedanken zusammen, als er hört, dass sein Unternehmen ihn zum Managerfortbildungsprogramm nach Deutschland schicken möchte. Grigoryev ist stellvertretender Chefingenieur der Grubenverwaltung „Taldinskoe West“ des russischen Kohleunternehmens SUEK-Kusbass und SUEK der größte russische Kohleförderer und einer der fünf führenden Kohleversorger weltweit. Und auch der Kollege, der das Jahr zuvor am Programm teilnahm, rät dem 35-Jährigen, diese Chance zu nutzen: „Das ist das Beste, was in dieser Phase des beruflichen Werdegangs passieren kann.“
Dass Grigoryev das Angebot wahrnimmt, ist sofort klar. Die eigene berufliche Weiterbildung steht für ihn immer im Mittelpunkt: 2010 fängt Grigoryev bei SUEK als einfacher Bergarbeiter unter Tage an, bereits zwei Jahre später steigt er zum stellvertretenden Chefingenieur auf, verantwortlich für die technische Bewertung von Investitionsvorhaben. Immer wieder nimmt Evgeny Grigoryev erfolgreich an innerbetrieblichen, branchen- und russlandweiten Business-Wettbewerben teil. Nach Absolvieren des russischen Präsidentenprogramms und erfolgreichem Bewerbungsprozess heißt im Juni 2019 das nächste Ziel: Dresden.
Auch Change-Management und Umweltschutz auf der Agenda
Grigoryev fährt mit der Erwartung nach Deutschland, die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern bei der Lieferung von Bergbauausrüstung, im Bereich Kundendienst sowie bei der der Schulung von Mitarbeitenden zu intensivieren. Zurück kehrt er auch mit einer Menge neuer Eindrücke: „Wie nützlich interkulturelles Management ist, war für mich persönlich eine der wichtigsten Erkenntnisse.“ Einen Monat lang sind Vertragsverhandlungen ebenso Thema wie das richtige Auftreten bei Gesprächen mit Unternehmensvertretern, um fit für Kooperationen mit deutschen Unternehmen zu sein. „Auch der Input zum Change-Management war wertvoll“, erinnert sich der stellvertretende Chefingenieur.
Es geht auch um Umweltschutz: „Wir waren beeindruckt von den rekultivierten Bergbaulandschaften in Deutschland“, staunt Grigoryev, „ich konnte mir nicht vorstellen, dass an dieser Stelle früher Tagebau betrieben wurde. Auch in Russland verschärfen sich die Vorschriften zum Schutz der Umwelt. Die ökologische Sicherheit der eigenen Betriebsstätten ist somit eine der vorrangigen Unternehmensaufgaben.“
Trotz Corona werden die vereinbarten Projekte umgesetzt
Bereits vor dem Managerfortbildungsprogramm hatte SUEK Kontakte zu deutschen Unternehmensvertretern und Grigoryev nutzt den Deutschlandaufenthalt zu Gesprächen mit relevanten Geschäftspartnern. Der persönliche Kontakt hilft, letzte Fragen in Bezug auf die Zusammenstellung der zu beschaffenden Ausrüstung zu klären. Im November des gleichen Jahres werden zwischen den deutschen Unternehmen und der SUEK die Verträge unterschrieben. Im Juni 2020 liefert ein Unternehmen aus NRW 3,5 Kilometer Hochdruck-Schnellkupplungs-Rohrleitungssysteme, im September eine südhessische Firma Abwasserreinigungsanlagen zur Grubenwasseraufbereitung. Und weitere Projekte sind schon in Planung.
Obwohl diese Kooperationen in die Zeit der Corona-Pandemie fallen, hält SUEK an den Verträgen fest. Für SUEK hat die Pandemie, so Evgeny Grigoryev, kaum Einfluss auf den Geschäftsbetrieb: „Die Realisierung unserer Investitionsprojekte blieb davon unberührt, alle laufenden Projekte wurden umgesetzt – also auch die Kooperationen mit den deutschen Partnern.“
Grigoryev empfiehlt Programm ohne Wenn und Aber
Da Grigoryev im Kohleunternehmen SUEK, einem Unternehmen mit klaren vertikalen Hierarchien, der mittleren Führungsebene angehört, kann er Ideen aus Deutschland einbringen und an deren Umsetzung mitwirken: „Die geknüpften Kontakte bieten mir die Möglichkeit, nun direkt auf dem kurzen Weg Informationen zu erhalten, wenn es zum Beispiel um neue Technologien geht, die wir so bisher noch nicht verwendet haben.“
Eine Teilnahme am Managerfortbildungsprogramm legt Grigoryev allen nahe, die die Möglichkeit dazu bekommen. Zukünftigen Teilnehmern rät er, keine Angst vor Fragen an die deutschen Geschäftspartner zu haben: „Tauschen Sie Ihre Kontaktdaten aus und bleiben Sie unbedingt in Kontakt mit den deutschen Partnern, auch wenn dieser Austausch nicht geschäftlich ist. Freundliche Grüße zu Feiertagen können der zukünftigen Zusammenarbeit dienen.“ Wenn überhaupt, fällt Grigoryev nur die Sprachbarriere als Manko ein. Aber schon im nächsten Satz begrüßt er die Bemühungen der Trainer, russischsprechende Dozenten zu organisieren oder zumindest zu übersetzen. Und noch einen Tipp hat Evgeny Grigoryev an zukünftige Programmteilnehmern: „Ein paar Phrasen auf Deutsch, um besser ins Gespräch einsteigen zu können, sind prima, das erfreut die Deutschen.“
Fotos: © Evgeny Grigoryev




