Das Managerfortbildungsprogramm, das die GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) umsetzt, läuft unter neuer Führung: Am 1. April hat Anne Jach-Kemps die Stelle der Programmleitung angetreten und löst damit Reimut Düring ab, der nach neunjähriger Tätigkeit auf der Position in den Ruhestand geht. Was sie antreibt und wie sich das Programm zukünftig entwickeln soll, erklärt Anne Jach-Kemps im Interview.
Frau Jach-Kemps, Sie haben kürzlich die Programmleitung des MP übernommen. Was hat sie dazu bewogen und was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Ich bin ja bereits seit drei Jahren für das MP tätig, bisher mit der Auftragsverantwortung für Ägypten, Chile, Mexiko und Tunesien. Daher kenne ich das Programm sehr gut und es begeistert mich – nicht nur seine Ziele, sondern gerade die Zusammenarbeit mit den vielen Akteuren. In den letzten Jahren habe ich eng an der Seite von Reimut Düring gearbeitet und den ganzheitlichen Anspruch mitgelebt und mitgestaltet, so dass ich die neuen Tätigkeiten im Programmfluss übernommen habe. Das MP existiert seit über 20 Jahren und lebt von seiner Flexibilität, sich stets an neue Rahmenbedingungen anzupassen. So bringt die derzeitige Pandemiesituation große Herausforderungen mit sich, gleichzeitig aber auch die Chance, das Programm in eine neue Generation zu führen. All das hat für mich den Reiz meiner neuen Position ausgemacht. Als gelernte Architektin kombiniere ich gern innovative Ansätze und komplexe Zusammenhänge mit vielschichtigen Sachverhalten. Auf die neue Aufgabe freue ich mich sehr.
Was umfasst die Aufgabe der Programmleiterin?
Das Aufgabenspektrum ist vielfältig und mein Verantwortungsbereich nun größer als vorher. Ich werde weniger im operativen und dafür stärker im strategischen Bereich agieren. Ich bin damit betraut, gemeinsam mit dem BMWi die konzeptionelle und strategische Ausrichtung des Managerfortbildungsprogramms über die nächsten Jahre zu begleiten und zu steuern und es zusammen mit den Partnern zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Dazu gehört für mich nun, alle Partnerländer mit ihren Charakteristika, Interessen und Motivationen kennenzulernen und diese bei der Programmumsetzung stets im Blick zu haben. Der partnerschaftliche Ansatz ist für das MP sehr wichtig, denn nur wenn alle Partner das Programm weiter mittragen, kann es für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer so erfolgreich bleiben.
Und was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Die Vielfalt der Aufgaben, die interkulturellen Kontakte und Besonderheiten jedes Partnerlandes sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung des Programms. Und natürlich die Menschen, für die und mit denen wir das Programm durchführen. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen.
Was wollen Sie als Erstes angehen, wo sehen Sie die Prioritäten?
Wir bereiten das Managerfortbildungsprogramm derzeit auf die sogenannte neue Normalität vor und wollen es für die Zeit nach der Pandemie gut aufstellen. Wir sind sehr froh, dass wir das Programm in der Krise anbieten können – jetzt im virtuellen Format. Und wir sehen, dass es Punkte gibt, die sich im virtuellen Format bewährt haben und neue Möglichkeiten in der Wissensvermittlung und in der Kooperation aufzeigen. Somit sind wir momentan sehr aktiv mit der Weiterentwicklung des Programmkonzepts, das durch die Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Digitalisierungsschub bedingt ist, beschäftigt. Unser Ziel ist es, die positiven Erfahrungen der Anwendung digitaler Instrumente mit den langjährigen Erfahrungen des vierwöchigen Programms in Deutschland zu kombinieren.
Was heißt das konkret?
Noch sind wir in der Entwicklungsphase. Aber so viel kann ich schon sagen: An den Eckpfeilern ändert sich nichts. Die drei Module des Programms, also das Managementtraining, die Unternehmensbesuche und die B2B-Treffen bleiben erhalten, wie sie sich über die vielen Jahre bewährt haben. Dagegen sehen wir in der Methodik Potenzial, das Fortbildungsprogramm über seine drei Monate – vom Einführungsworkshop bis zum Ende des Deutschlandaufenthalts – effizienter zu gestalten. Uns geht es in erster Linie darum, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch besser auf den Deutschlandaufenthalt vorzubereiten, so dass sie ihn für sich noch effizienter nutzen können. Der Deutschlandaufenthalt bleibt das Herzstück des Programms. Unsere Teilnehmer wollen den Wirtschaftsstandort Deutschland mit allen Sinnen erleben und für sich entdecken. Auch die Nachbereitungszeit bis zum Follow-up nehmen wir in unseren Entwicklungen unter die Lupe und wollen sie stärken. Denn wir wissen aufgrund der vielen Jahre der Programmdurchführung, dass gute und erfolgreiche Geschäftsbeziehungen und Veränderungen in den Unternehmen unserer Partnerländer einen langfristigen Ansatz verfolgen.
Wie wird sich das Programm 2021 gestalten?
Auch in diesem Jahr wird das virtuelle Programmformat in unseren Partnerländern gut angenommen und wir planen, 54 Gruppen durchzuführen. Das virtuelle Format bietet den Teilnehmenden ja nicht nur eine räumliche und zeitliche Flexibilität, sondern vermittelt ihnen schon lange vor einer Reise nach Deutschland das nötige Know-how und die Kontakte für eine erfolgreiche Geschäftsanbahnung mit der deutschen Wirtschaft. Zum anderen lernen unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche Erwartungen deutsche Firmen an ausländische Unternehmen haben. Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben, möchten wir den Absolventen von 2020 und 2021 den sogenannten Completion Stay in Deutschland ermöglichen. Derzeit ist leider noch offen, wann internationale Reisetätigkeiten wieder aufgenommen werden und deutsche Unternehmen ausländische Delegationen empfangen werden können.
Zudem arbeiten wir weiterhin verstärkt mit unseren Alumni in den 21 Partnerländern zusammen, um ihrem Bedarf nach Unterstützung in der Krise entgegenzukommen. Uns ist es wichtig, Netzwerke und Ansprechstrukturen unter unseren tausenden Alumni zu bewerben.
Was empfehlen Sie Unternehmern, die in Kürze am Virtuellen MP teilnehmen?
Die deutschen Firmen sind offen für den virtuellen Austausch, das haben uns die letzten Monate gezeigt. Daher lautet meine Empfehlung: Nutzen Sie das virtuelle Format, um Ihre Kooperationsziele zu schärfen. Arbeiten Sie an den Unterlagen, die Sie für die Geschäftsanbahnung benötigen. Nehmen Sie erste Kontakte zu deutschen Unternehmen auf. Warten Sie nicht auf den Präsenzaufenthalt in Deutschland. Ich rate jedem, möglichst viele Online-Gespräche mit deutschen Unternehmen zu führen. Damit ist man für zukünftige Live-Treffen gewappnet. Die Erfahrung zeigt, dass Vertragsabschlüsse auch online getätigt werden.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wie sieht das MP in fünf Jahren aus?
Dann hat der Digitalisierungsschub, den wir gerade verspüren, dem Programm fest verankerte neue Elemente gebracht. Wir haben dann zusammen mit dem BMWi und den Partnern ein Format eingeführt und etabliert, das als zeitgemäß wahrgenommen und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut angenommen wird.
Verraten Sie uns zum Schluss Ihr Geheimnis, trotz der Vielzahl an Aufgaben in der neuen Position den Überblick und einen kühlen Kopf zu bewahren?
Zum Glück muss ich die nicht alle allein bewältigen. Ich arbeite mit einem starken Team in der GIZ und habe mit dem BMWi einen engagierten Auftraggeber. Wir stehen mit all unseren Partnern im engen Austausch und das gibt mir die Zuversicht, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Eine gute Balance zwischen Beruf und Privatleben ist mir natürlich wichtig. Mein Mann und meine beiden Kinder geben mir viel Kraft und machen mir viel Freude. Wir haben uns in der Pandemie sogar auch noch einen Hund angeschafft – ein absolutes Geschenk für mich, um täglich beim Spaziergang im Wald abzuschalten oder auch mal meine Gedanken zu sortieren.
Vielen Dank für das Gespräch.
Fotos: © Barbara Frommann




