
Ca. 40 Mitglieder der Assoziation „MonGerAlumni“ fanden sich im Zentrum der mongolischen Hauptstadt zusammen, um etwas über Finanzierungsmöglichkeiten durch Nutzung der staatlichen Exportkreditversicherung der Bundesrepublik Deutschland zu erfahren. Dunkhu Bekh-Ochir, Präsident des sehr aktiven Alumni-Verbandes, registrierte das große Interesse der Vereinsmitglieder an diesem bisher weitgehend unbekannten Instrument zur Finanzierung der vielfältigen Vorhaben in der Mongolei – ganze zwei Tage Zeit haben sich Inhaber und Geschäftsführer von zum Teil marktführenden mongolischen Unternehmen, Vertreter von Ministerien, öffentlicher Verwaltung und Hochschuleinrichtungen für dieses Thema genommen.
Thematisch wurde der Bogen weit gespannt. Ausgehend von der Darstellung möglicher Finanzierungsoptionen für Unternehmen im Allgemeinen sowie den prinzipiellen Sicherungsinstrumenten für alle Arten von Finanzierungen wurden die methodologischen Grundlagen und praktischen Erfahrungen bei der Prüfung der Bonität – der Kreditwürdigkeit von Unternehmen – aufgezeigt. Denn nur bei einer positiven Einschätzung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens entscheiden sich Kredit-Verantwortliche für ein entsprechendes Engagement, für die Genehmigung von Zahlungszielen und damit Kreditlinien, seien es nun Kredit-Manager in Unternehmen oder Kreditprüfer bei Finanzinstituten und Kreditversicherern.
Mongolische Unternehmen sehen sich dabei besonderen Herausforderungen gegenüber. Trotz der beachtlichen Entwicklung der letzten Jahre wird das Länderrisiko der Mongolei nach wie vor als schwierig eingestuft – das Land findet sich damit in der Länderkategorie 5 der siebenstufigen OECD-Klassifikation wieder. Diese Einstufung ist der Grund, warum private Kreditversicherer sich noch nicht mit Deckungsschutz auf Lieferungen an mongolische Unternehmen engagieren. Ebenso ist es für die Kredit-Verantwortlichen in deutschen Unternehmen in der Regel nur akzeptabel, wenn entsprechende Anfragen auf die Gewährung von Zahlungszielen durch werthaltige Sicherheiten unterlegt werden.
Genau für solche Konstellationen wurde bereits vor 88 Jahren in Deutschland ein Instrument staatlicher Exportförderung geschaffen, bei dem der Staat das Risiko von Zahlungsausfällen aus Exporten in Länder mit hoher Risikostufe weitgehend übernimmt. Die eigene Marke für dieses Förderinstrument heißt „Hermesdeckungen“ – benannt nach der Hermes (seit 2002 Euler Hermes) Kreditversicherungs-AG, dem Dienstleister und Mandatar des Staates, der seit Anbeginn neben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC agiert.
Die „Hermes-Deckungen“ stehen auch für Exporte in die Mongolei zur Verfügung. Laut aktuellem Länderbeschluss gibt es für kurzfristige Kreditlaufzeiten bis zu einem Jahr keine formellen Deckungseinschränkungen. In diesem Bereich wird die Kreditwürdigkeit des zu beliefernden mongolischen Unternehmens überprüft und über Kreditbewilligung entschieden. Sollte dessen Kreditwürdigkeit als nicht ausreichend eingeschätzt werden, können Banksicherheiten trotzdem zu positiven Kreditentscheidungen führen. In den letzten zwei Jahren wurden die Development Bank of Mongolia, die Golomt Bank sowie die Trade and Development Bank of Mongolia als Sicherheitengeber akzeptiert.
Für mittel- bis langfristige Laufzeiten ab einem Jahr bestehen ebenfalls Deckungsmöglichkeiten – jedoch nur nach entsprechender Einzelfallprüfung. Daneben können Projektfinanzierungen und sonstige Strukturierte Finanzierungen gedeckt werden, gegebenenfalls auf Gegengeschäftsbasis. Selbst Investitionsgarantien für deutsche Investoren mit langfristigen Engagements sind für Vorhaben in der Mongolei darstellbar.
Dieses Instrument des Bundes war in Bezug auf die Mongolei lange Zeit ein Mauerblümchen. Deckungszusagen lagen in der Zeit von 1999 bis 2010 im Bereich von 0,4 bis 3,3 Mio. Euro. Dann wurde das Volumen erheblich ausgeweitet – auf 32 Mio. Euro in 2011 und auf beachtliche 137 Mio. Euro in 2013 – mit weiter steigenden Anfragen.
Wie die Hermes-Deckungen benutzt werden, damit diese Entwicklung nicht nachlässt, darum ging es im weiteren Verlauf des Seminars. Die zahlreichen Anfragen zu zum Teil bereits sehr konkreten Projektvorstellungen spiegelten das große Interesse der Teilnehmer. Die Einschätzung von Khatantuul Enkhbold vom mongolischen Landwirtschaftsministerium trifft wahrscheinlich die Wahrnehmung der meisten Teilnehmer: „Das zweitägige Seminar war sehr interessant. Es waren zwar sehr viele Informationen – jedoch gut verpackt.“ Wie wichtig solche Seminare für die Entwicklung des mongolischen Mittelstandes sind, verdeutlichte Baasantseren Semjid von der Firma Nanometal: „Vor allem möchte ich mich für die Organisation eines für uns solch wichtigen Seminars bedanken. Ideen für die Entwicklung neuer Geschäftsmöglichkeiten haben wir viele, allerdings ist deren Realisierung häufig recht schwierig. Deshalb ist es für uns als Investoren so wichtig zu wissen, mit wem man in Kontakt treten kann, um die vielfältigen Unterlagen korrekt zu erstellen, die Verhandlungen vorzubereiten und offene Fragen zu klären.“
Bei der abschließenden zeremoniellen Übergabe der Teilnahmezertifikate würdigte Dambadarjaa Damdinjav, Geschäftsführer der MonGerAlumni Association, das Engagement der GIZ im Rahmen des MP, welches sehr zur positiven Entwicklung von mongolischen Unternehmen in enger Kooperation mit deutschen Mittelständern beiträgt – durch die Fortbildungsangebote ebenso wie die praktischen Anschauungsmöglichkeiten in Deutschland sowie die Vermittlung von Experten in die Mongolei. Beim abschließenden gemeinsamen Abendessen brachte jeder seine persönlichen Eindrücke und Erwartungen an die Zukunft insbesondere in Bezug auf die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen zum Ausdruck.
Andreas Steinborn
DELCREDA




