
Georgien ist seit 2016 das neue Partnerland im MP. Die Pilotgruppe mit 18 Führungskräften kam mit hohen Erwartungen nach Deutschland. Sie waren überwiegend, aber nicht nur, aus der Lebensmittelbranche. Wie bei jeder vierwöchigen MP-Fortbildung konnten die Teilnehmer ihr Deutschlandbild überprüfen und lernten bei Trainings und Unternehmensbesuchen sich und ihre Firmen gut darzustellen. Auch hatten sie die Möglichkeit, bei individuellen Geschäftstreffen in ganz Deutschland neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Bekannt ist Georgien allenfalls für den Wein, aber dass auch Dinge wie Tee, Kräuter, trockene oder frische Früchte im Portfolio stehen, ist nicht ganz so bekannt. „Wie Sie wahrscheinlich wissen, sind frische Früchte keine einfache Ware“, sagt George Gviniashvili, ein MP-Teilnehmer. „Diese zu exportieren, ist eine große Herausforderung: Vor allem die Kühlkette einzuhalten – von der Ernte über die Verpackung bis hin zum Endkunden in Deutschland – ist mit großem Aufwand verbunden.“ Einfacher erscheint der Export von Trockenfrüchten, Tee oder Wein.
Im MP lernten die Teilnehmer viel von den lebensmittelproduzierenden Unternehmen. Vor allem die Hygienevorschriften sind ein großes Thema. Seit dem 1. Januar 2006 gilt in Deutschland hierzu europäisches Recht. Direkte Anwendung finden diverse EU-Verordnungen zur Lebensmittelhygiene, die die bisherige nationale Verordnung ablösen. Es ist oft schwierig, Einblick in solche Unternehmen zu bekommen, wenn sie nicht gerade eine gläserne Produktion haben. Einige wenige Unternehmen nahmen jedoch den Aufwand auf sich und zeigten der Gruppe die Produktion. Der Babynahrungshersteller Hipp aus Pfaffenhofen hat zudem einen besonderen Bezug zu Georgien. Seniorchef Claus Hipp ist georgischer Honorarkonsul für Bayern und Baden-Württemberg und hat eine Honorarprofessur im Fach Kunst in Tiflis inne. Da er selbst verhindert war, empfing sein Sohn Stefan Hipp die MP-Teilnehmer und sprach offen über die Chancen und Risiken in Georgien für seine Firma. Hipp hatte einen eigenen Standort, musste aber die Fruchtkonzentratsfabrik in der Shida Kartli Region (Innerkartlien) wieder schließen, da es nicht genügend geeignete Äpfel gab. Er lobte aber insgesamt das georgische Potential zur ökologischen Obst- und Gemüseproduktion und erzählte, dass Hipp nun in die Primärproduktion und die Verarbeitung von Obst und Gemüse (z.B. Tomaten und Äpfel) in der Region Kachetien investiert. Im Laufe des Gesprächs fand man heraus, dass ein georgischer Manager aus dem Kräuterbereich schon bei Hipp „mitwürzt“ – über einen deutschen Zulieferer.
Der ökologische Markt in Deutschland birgt genau die Chance, die die georgischen Teilnehmer suchen. Das wurde ihnen erst nach und nach bewusst. Dafür brauchen manche Firmen noch ein Bio-Siegel, zusätzlich zu anderen Zertifikaten. Eine Herausforderung wird außerdem sein, die georgischen Produkte entsprechend bekannt zu machen. Dies diskutierten die Führungskräfte im Training über Marketing und in einem Workshop über Webdesign und Social Media. Dadurch haben sie viele Ideen gewonnen und wollen nun eine Website aufziehen oder auf den neuesten Stand bringen, um ihre Kunden oder neue potentielle Geschäftspartner zu begeistern.
Ein Highlight des Programms war zudem die Besichtigung der Krones AG in Rosenheim. Die Firma stellt an diesem Standort Verpackungs- und Palettiermaschinen her, für Kunden aus dem Bereich „liquid food“, also vorwiegend Getränkeabfüller. Dort lernten die Teilnehmer Qualitätsmanagement aus nächster Nähe kennen. Zum einen wurden die verschiedenen Tools in der Planung, dem Engineering und dem Controlling erklärt. Zum anderen erfuhren die Gäste aus Georgien, wie Krones in einer eigenen Akademie Mitarbeiter und auch Servicepersonal aus den Kundenfirmen schult und somit ein hohes Maß an Qualität gewährleistet. Beim Rundgang durch die Firma konnte man eine fertige Maschine im Testbetrieb beobachten.
Auch Firmen aus anderen Branchen standen auf dem Programm, wie z.B. die Old Oak GmbH in Rosenheim. Hier ging es um ein Unternehmen, gewachsen aus einem kleinen Startup, mit viel Erfahrung zweier Freunde im Holzbereich. Diese Firma macht aus altem Eichenholz wieder neue Produkte mit modernstem Design. Die Begeisterung der beiden Geschäftsführer sprang auf die georgischen Manager über. Sie stellten fest, dass man mit einer überzeugenden Idee und viel Enthusiasmus auch mit einem Nischenprodukt erfolgreich sein kann.
Nach intensiven Fortbildungstagen fuhr die Gruppe zum Abschluss nach Berlin, um als Pilotgruppe ihre Ergebnisse im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zu präsentieren. Die Teilnehmer waren rundum zufrieden mit ihrer Fortbildung und den neu gewonnenen Erkenntnissen. Keso Chachava sagte abschließend: „Das Programm bescherte mir eine Menge positiver Eindrücke. Ich fand die Trainings super, halfen sie mir doch dabei, viele bereits bekannte Methoden aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Gemeinsame Unternehmensbesuche bestätigten mich in meiner Überzeugung, dass das Branding ‘Made in Germany’ das Beste ist. Ich genoss es auch, eine andere Kultur aufzusaugen und einige deutsche Städte zu besuchen.“
Katharina Bömers, IHK München und Oberbayern




