„Deutsche Handbücher sind die umfassendsten der Welt“

Rasoul Sadati ist Eigentümer und CEO der 1978 von seinem Vater gegründeten East Roll Industries Company (ERICO). Das Unternehmen befindet sich im Norden Irans und hat sich auf die Herstellung von Hochpräzisionswalzen für die Nahrungs- und Futtermittelindustrie spezialisiert.

Herr Sadati, Sie haben 2018 am MP teilgenommen. Wie hat sich das auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Ich habe gelernt, dass wir die Präsentation unseres Unternehmens und unserer Produkte stärker an internationale Standards anpassen müssen. Daher haben wir unsere Firmenwebsite und unsere Produktpräsentation nach meiner Rückkehr in den Iran überarbeitet. Zudem haben wir die Struktur unserer Arbeitssicherheit verbessert und neue Führungsmethoden, insbesondere neue Leistungskennzahlen zur Messung von Qualität und Unternehmensleistung sowie verbesserte Sicherheitsstandards und ein optimiertes Qualitätsmanagementsystem eingeführt. Trotz der derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen ist es mir nach meiner Teilnahme am MP gelungen, Walzen für die Lebens- und Futtermittelindustrie von einer Firma in Bayern zu importieren.

Was war Ihre Motivation für die Teilnahme am Programm „Fit for Partnership with Germany“?
Ich hatte erkannt, dass ich nur über eine begrenzte Erfahrung verfügte. Nach meinem ersten Aufenthalt in Europa vor vielen Jahren hatte ich bereits unsere Produkte und Aktivitäten modernisiert. Inzwischen war mir klar geworden, dass der Schlüssel zur Weiterentwicklung unseres Geschäfts in der verbesserten Kommunikation mit europäischen Firmen lag. Später lernte ich ein deutsches Unternehmen kennen, einen der besten Lieferanten von Walzen für die Lebensmittelindustrie. Nach einigen Reisen nach Deutschland war mir bewusst, dass deutsche Unternehmen die vertrauenswürdigsten in der Geschäfts- und Handelswelt sind. Sie halten keine Informationen bezüglich Funktion und technischer Details von Produkten zurück, um daraus Profit zu schlagen. Deutsche Handbücher sind die ausführlichsten und umfassendsten der Welt. Daher war das Managerfortbildungsprogramm eine hervorragende Gelegenheit für mich, um mein Wissen über die deutsche Arbeitskultur und Qualifizierungsprogramme zu vertiefen. Während der vier Wochen in Deutschland besuchte ich mehr als 15 verschiedene Unternehmen und bekam so ein besseres Verständnis von modernen internationalen Standards. Darüber hinaus konnte ich die bereits existierenden Geschäftsbeziehungen zu deutschen Partnern vertiefen. Das Ergebnis und der Nutzen des Programms übertrafen meine Erwartungen bei weitem.

Ist es Ihnen trotz der derzeitigen Herausforderungen gelungen, Verträge mit deutschen Unternehmen abzuschließen?

Während der vier Wochen in Deutschland hatte ich Kontakt zu Forschern und Bildungseinrichtungen sowie zu zwei Firmen aus der Futter- und Lebensmittelindustrie. Wir sind weiter in Kontakt und tauschen uns zur Situation auf dem iranischen Markt aus – um gut vorbereitet zu sein, wenn sich die wirtschaftliche Situation verändert. Ich plane, meine Geschäftsbeziehungen zu Deutschland auszubauen, sobald der wirtschaftliche Wandel kommt. Ich habe bereits damit begonnen, eine partnerschaftliche Unternehmenskultur in meiner Firma zu schaffen und habe ein Schulungscenter für Mitarbeiter und Kunden eröffnet, um sogenannte “on-the-job“-Trainingsmaßnahmen anzubieten – etwas sehr Seltenes im Iran.

Was hat Sie am meisten an Deutschland überrascht und was haben Sie über “die Deutschen” erfahren?

Vieles hat mich erstaunt, insbesondere hat mich beeindruckt, wie stark man sich mit Umweltfragen und Innovationen beschäftigt. Einen Punkt, an den ich mich klar erinnere, ist unser Besuch bei einem führenden deutschen Unternehmen. Ein Teilnehmer aus unserer Gruppe fragte: Was passiert, wenn Mitarbeiter Fehler machen? Die Antwort lautete: Wir schicken sie zu einer Schulung. Und wenn sie dieselben Fehler wiederholen? Dann erhalten sie entweder weitere Schulungen oder andere Aufgabenbereiche. Das ist ganz anders als die Arbeitskultur im Iran. Mitarbeiter, die dort einen Fehler wiederholen, würden wahrscheinlich entlassen werden.

 

Fotos: © ERICO