Von der Werkbank zur Smart Factory

Das Thema „Industrie 4.0 – Wachstum durch Technik“ zog sich wie ein roter Faden durch das MP für 20 Führungskräfte aus China. Für sie als Eigentümer und Geschäftsführer überwiegend von KMU war es hoch aktuell, da es fast alle Branchen flankiert.

Im Sommer 2016 konnten sich die chinesischen Teilnehmer in den Bereichen Medizintechnik, Maschinenbau, Handel und Energieeffizienz vom Fortschritt der Bundesrepublik beim Übergang in die smarte Industriewelt überzeugen. „Alles so sauber, keiner steht herum, alle sind beschäftigt, so viele Roboter und Maschinen“, staunte Peng Li, Inhaberin und Geschäftsführerin eines Maschinenbaubetriebs in Guangzhou, beim Besuch  der Firma Jungheinrich. Die Manager waren fasziniert von dem effizienten Aufbau der Fertigung und den modernen Maschinenparks im Familienunternehmen Amandus Kahl in der Nähe von Hamburg. Sie bewunderten das technische Knowhow und die gute Organisation. Ein Top-Ziel daher: von der deutschen Industrie lernen.

Das Thema Industrie 4.0 hatte eine so starke Brisanz für die Teilnehmer, dass Dr. Xianqian Zhou von der Deutsch-Chinesischen Allianz Industrie 4.0 in Düsseldorf extra zu einer Vortragsveranstaltung nach Kiel kam. In seinem vierstündigen Vortrag stellte er u.a. das Programm „Made in China 2025“ vor, mit dem China westliches Produktionsniveau hinsichtlich Produktivität und Qualität im Jahr 2025 erreichen will. Es beinhaltet eine Vielzahl von Maßnahmen, die die Veränderungen der Wirtschaft vorantreiben sollen. Große Aufmerksamkeit genießen beispielsweise die rund 50 Industrie-4.0-Leuchtturmprojekte der Regierung, die mit bis zu 20 Prozent der Investitionskosten gefördert werden. Auch das Programm „Internet Plus“ mit den Schwerpunkten Cloud Computing und Big Data für den digitalen Handel findet große Beachtung. Die MP-Teilnehmer bestätigten, dass chinesische Unternehmen das Thema sehr ambitioniert angehen, sie rechnen mit einer spürbaren Veränderung bzw. Erweiterung ihres Geschäftsmodells und ihrer Produktpalette durch Industrie 4.0 sowie mit signifikanten Effizienzsteigerungen in der Herstellung in den kommenden fünf Jahren. Das Ziel: von der verlängerten Werkbank direkt zur Smart Factory zu gelangen. Ein ambitioniertes Vorhaben – darüber waren sich alle einig, denn dabei müssen die meisten Firmen wohl gleich mehrere Entwicklungsschritte überspringen. Inwieweit aber das Ziel, bis 2025 westliches Produktionsniveau zu erreichen, realistisch ist, bleibt abzuwarten.

Bis dahin werden sich die chinesischen Unternehmen vorerst weiter an German Engineering orientieren, denn der Begriff Industrie 4.0 ist untrennbar mit Deutschland verbunden und eröffnet den Unternehmen mit ihren innovativen Lösungen große Chancen, den Übergang zur smarten und vernetzten Wirtschaft zu belgleiten.

Von Marlies Riemer-Lange
Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein, Kiel
www.wak-sh.de