Recycling von Autoreifen – das war seit 2010 das Hauptgeschäftsfeld von Schynbolat Baikulow und seiner Firma KazKauchuk GmbH. Sie sammelten ausrangierte Reifen und ließen sie von der Kazakstan Rubber Recycling Fabrik zum Kautschukgranulat unterschiedlicher Körnung verarbeiten. Dieses Granulat verkaufte KazKauchuk zumeist an Hersteller von Bodenbelägen für Sportplätze. Er suchte aber gleichzeitig nach weiteren Verwertungsmöglichkeiten – und fand sie beim deutschen Unternehmen Water Future Systems.
Astana. „Aus meinen Erfahrungen in der Branche weiß ich, dass man bei Wiederverwertung von Kautschuk die beste Rendite erzielt“, erzählt Schynbolat Baikulow. Mit modernen Technologien könne man viele Produkte in fast gleicher Qualität herstellen wie aus neuem Kautschuk – zum Beispiel Bodenbeläge und Platten. „Das beste Know-how dafür kommt aus Deutschland, deswegen habe ich mich für das MP entschieden“, sagt der Manager.
Baikulow bereitete sich gründlich auf die Fortbildung in Deutschland vor. Er erstellte eine Liste mit Unternehmen der Kautschukbranche, für deren Geschäftsmodelle und Produktion er sich besonders interessierte. Diese Liste sollte dem Manager als Entscheidungshilfe für eine Technologie und die dazugehörige Ausrüstung dienen. In Kleinmaischeid besichtigte er die Produktion von Conradi+Kaiser GmbH, in Düsseldorf folgte der Besuch bei Eldan Recycling A/S und in Reinbek ging es zur Maschinenbaufirma Amandus Kahl GmbH & Co. KG. Gemeinsam mit den deutschen Führungskräften überlegte Baikulow, wie eine zukünftige Zusammenarbeit gestaltet werden könnte.
Zum großen Erfolg führte die Zusammenarbeit mit Water Future Systems GmbH, die in die Gründung eines Joint Ventures mündete. Das Unternehmen aus baden-württembergischem Weinheim entwickelte ein innovatives Bewässerungssystem, welches den Wasserverbrauch um rund 60 Prozent senkt und so insbesondere für Länder mit knappen Wasserressourcen interessant ist. Der unterirdisch verlegte sogenannte Perlschlauch „schwitzt“ das Wasser direkt an der Wurzel der Pflanze aus und ist dadurch besonders effizient (siehe Artikel auf S. xxx). Auch die Herstellung ist kostengünstig und nachhaltig – hier kommt der recycelte Kautschuk zum Zuge. Davon profitiert direkt die Umwelt, reduzieren sich gleichzeitig Berge ausgemusterter Reifen. Mit diesem Projekt hat KazKauchuk den Wettbewerb der Nationalen Agentur für Technologienentwicklung bei der kasachischen Regierung gewonnen. Der Preis war mit 860.000 Euro dotiert und ist bereits in die Technologie und Anlagen von Water Future Systems investiert.
Einen Teil der Ausrüstung für dieses Vorhaben lieferte das Frankfurter Unternehmen RP Recyclingtechnik GmbH. Seine Anlagen zerkleinern und „aktivieren“ das aus Altreifen hergestellte Granulat, so dass dieses neue Verbindungen eingehen und zum Perlschlauch verarbeitet werden kann. Die ersten Maschinen für die Perlschlauch-Produktionslinie sind bereits im Winter 2013 in Kasachstan eingetroffen. Im Sommer folgten die ersten Tests: Dabei bewährten sich die innovativen Schläuche sowohl in den Grünanlagen in Astanas Zentrum, als auch in der Landwirtschaft – beim Gemüseanbau und bei der Apfelbaumaufzucht.
Ende Januar 2014 ging KazKauchuk in die Massenproduktion. Im südkasachischen Kysylorda stellen 40 Mitarbeiter jährlich knapp vier Millionen Meter Perlschlauch her. Einen seiner ersten Abnehmer fand Baikulov bereits unter den kasachischen MP-Absolventen. Altynbek Kejkebajew, Direktor der Sultan GmbH, wird das innovative Bewässerungssystem bei der Züchtung von Heilpflanzen einsetzen.




