
Bereits bei den Auswahlen betonten die usbekischen Führungskräfte aus KMU, wie wichtig es ihnen sei, in Deutschland moderne Methoden der Personalführung zu erlernen. Deshalb organisierte die DMAN das Programm mit besonderer Beachtung dieses Themas. Methoden zur Potentialanalyse, Strategien zur Führung von Personalgesprächen und Maßnahmen zur Motivationssteigerung aus einem Personalmanagement-Training beurteilten die 22 usbekischen Teilnehmer als praxisnah und gut geeignet für ihre Heimatunternehmen. Untermauert wurde das erworbene Wissen vielfach durch Besuche von deutschen Unternehmen.
Celle. Die Anerkennung durch Vorgesetzte sei der wichtigste Motivationsfaktor bei deutschen Mitarbeitern, resümierten usbekische Teilnehmer nach zahlreichen Besuchen bei deutschen Firmen. Hohe Gehälter spielten da eine eher untergeordnete Rolle. Sie seien zudem stolz auf die Qualität der Produkte und würden sich mit den Werten der Firma identifizieren. Zusätzlich beobachteten die usbekischen Führungskräfte, dass deutsche Chefs oft selbst anpacken und sich technisch gut auskennen. Diesen Führungsstil stellten die Manager unter anderem bei der Nerak GmbH und bei der Schreiber+Weinert GmbH fest und bezeichneten ihn als „demokratisch“. „Im Gegensatz dazu sind bei uns die Hierarchien steil und Unternehmensleiter unterhalten sich selten mit Mitarbeitern in der Produktion“, stellte Awazbek Karimow fest. Die Frage, ob dieser Führungsstil auch in Usbekistan einsetzbar wäre, förderte in der Gruppe unterschiedliche Meinungen zu Tage. Einige Unternehmensleiter berichteten, dass sie bereits jetzt Mitarbeiter bei der Entscheidungsfindung zu Rate ziehen und die Mitarbeiter in der Produktion persönlich kennen. Ein anderer Teil der Gruppe vertrat den Standpunkt, dass durch einen solch „demokratischen“ Führungsstil das Durchsetzungsvermögen des Vorgesetzten verloren ginge.
Neue Erkenntnisse gewannen die usbekischen Manager im Programm außerdem hinsichtlich Arbeitsorganisation und Logistik. An vielen besuchten Produktionsstandorten fanden sie Informationstafeln vor, die jeden Mitarbeiter über Unternehmenskennzahlen und über die korrekte Bedienung der Maschinen informieren. Markierungen auf dem Boden beugen Unfällen vor. Mit großem Interesse betrachteten die Teilnehmer außerdem die Instrumente zur Erfassung der Arbeitszeit und die sozialen Räume in deutschen Unternehmen. „Diese Maßnahmen kosten kaum Geld und sind in unseren Firmen einfach einzuführen, können aber maßgeblich zu einer guten Arbeitsatmosphäre beitragen“, folgerte Timur Negmatow.
Ein klares Highlight des Programms war der Besuch des vollautomatisierten Ersatzteilzentrums der Jungheinrich AG in Kaltenkirchen. Einige Teilnehmer kannten das Unternehmen bereits. „Das ist wie im Märchen oder wie in einem futuristischen Film“, scherzte Yulduz Waliewa, Marketingleiterin bei einem usbekischen Produzenten von schweren Industrietextilien. „In Kaltenkirchen können auch sehr schwere Güter oben gelagert werden. Das wäre für unsere Textilrollen sehr hilfreich“, sagte sie.
Inga Markwart




