Austausch zum Mittelstand und zur Programmentwicklung

Berlin. Im Mittelpunkt der 9. internationalen Partnerkonferenz des Managerfortbildungsprogramms (MP) stand, neben dem Austausch zum Programm, die Rolle mittelständischer Unternehmen in Deutschland und in den Partnerländern. Der Einladung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) folgten am 5. und 6. September sowohl Vertreter auf politischer Ebene als auch von Durchführungsorganisationen aus den Partnerländern.

„Fast den Eindruck eines Familientreffens“ hatte GIZ-Programmleiter Reimut Düring, als er die Gäste der zweitägigen Konferenz im Saal „Döblin“ des Park Inn am Berliner Alexanderplatz begrüßte. Diese Stimmung herrschte auch bei den Vertretern der Partnerländer vor. Olena Nyzhnyk vom ukrainischen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Handel sagte: „Es ist interessant, bei den Konferenzen zu sehen, wie sich das Programm in anderen Ländern entwickelt.“ Le Thi Lam Vien von der vietnamesischen Industrie- und Handelskammer VCCI findet: „Dies ist auch eine gute Plattform, dem BMWi und der GIZ Feedback zum Programm zu geben.“

Abschied und Erweiterung

Die Konferenz eröffnete Dr. Karl-Ernst Brauner, Abteilungsleiter für Außenwirtschaft im BMWi, mit einer Würdigung des seit 15 Jahren laufenden Programms und insbesondere der Rolle Russlands als erstes und nach wie vor größtes Partnerland. Er betonte, dass nicht nur das jeweilige Entsendeunternehmen von Know-how-Transfer und Kontakten profitiere, sondern vor allem auch der einzelne Teilnehmer erlebe, „wie sich Deutschland anfühlt.“ Dr. Brauner, für den es die letzte Partnerkonferenz in dieser Funktion war, bezeichnete es als „wegweisend“, dass auch deutsche Führungskräfte, auf Einladung der jeweiligen Regierungen, ähnliche Möglichkeiten in Russland und China haben.

Zu den derzeit 14 Partnerländern könnten in Kürze zwei weitere hinzukommen. Vertreter von Mexiko und Tunesien nahmen bereits als Gäste an der Konferenz teil. Während die Verhandlungen mit Tunesien noch ganz am Anfang stehen, sind die vorbereitenden Gespräche mit Mexiko inzwischen abgeschlossen. Noch in diesem Jahr wird eine Pilotgruppe mexikanischer Unternehmer im Rahmen des MP nach Deutschland kommen.

Evaluierung zeigt Effekte des Programms

Hartmut Röben, Referatsleiter im BMWi, stellte die Evaluierung der wirtschaftlichen Programmergebnisse vor. 2011 wurden dafür Programmabsolventen der Jahrgänge 2007 bis 2009 zu ihren langfristigen Programmergebnissen befragt. Röben stellte fest, dass 88 Prozent der teilnehmenden Entsendeunternehmen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind und auch auf deutscher Seite vor allem solche Unternehmen profitieren. Da KMU meist nicht die Möglichkeiten der Großunternehmen zur Erschließung fremder Märkte haben, sei es das Ziel des BMWi, insbesondere diese bei der Nutzung der Chancen der Globalisierung zu unterstützen. Im Zeitraum habe sich infolge der Programmteilnahme die Zahl der gegenseitigen vertraglichen Geschäftsbeziehungen nahezu verdoppelt. Dabei wurden Umsätze von mehreren hundert Millionen Euro generiert, die es ohne das Programm wahrscheinlich nicht gegeben hätte.

Fast jeder zweite Programmteilnehmer hat in der Folge des Deutschlandaufenthalts Wirtschaftsverträge mit deutschen Unternehmen geschlossen. Mehr als jeder Vierte hat Kontakte aus dem Aufenthalt in Deutschland in seinem Entsendeunternehmen weitergegeben. Die Mehrzahl der Absolventen unterhält auch noch Jahre nach der eigenen Programmteilnahme Kontakte zu deutschen Unternehmen, was für die Nachhaltigkeit des MP spricht. Oftmals folge der Programmteilnahme eine positive berufliche Entwicklung des Einzelnen, so nahm über die Hälfte der Alumni nach dem Deutschlandaufenthalt eine höhere Position im Entsendeunternehmen ein. Galija Dscholdybajewa vom kasachischen Ministerium für Regionale Entwicklung sprach ebenfalls von einer sehr guten Bewertung des MP durch die Teilnehmer. Sie wies darauf hin, dass das Programm zusätzlich einen Beitrag zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den Ländern leistet.

Mittelstand und MP in den Partnerländern

Durch zwei Inputreferate wurde die folgende Diskussion eingeleitet, die deutlich machte, warum gerade KMU im Mittelpunkt des Programms stehen. Die Rolle des Mittelstands in Deutschland erläuterte Dr. Armgard Wippler aus der Sicht des BMWi. Riccardo Giucci beleuchtete die Rolle der KMU in den osteuropäischen Partnerländern. Achmed Elshahat Hassan, Programmleiter beim ägyptischen Durchführungspartner ITC, wies auf die Unterschiede zwischen der Definition von Mittelstand in Deutschland und Ägypten hin. Was in Deutschland Mittelstand sei, könne in Ägypten schon ein Großunternehmen sein.

Dem Vizepräsidenten des mongolischen Arbeitgeberverbands MONEF, Khuyang Ganbaatar, half das Programm zu verstehen, wie es Deutschland geschafft hat, so gut durch die Krisen der letzten Jahre zu kommen. Bisher nehmen aus der Mongolei vor allem Manager aus großen Unternehmen des Bergbaus und der Leichtindustrie teil, die Bedeutung der KMU steige aber. Auch Gokul Nagarkoti vom indischen Ministerium für Handel und Industrie sagte, dass der Anteil der KMU in seinem Land enorm wachse, insbesondere in der Pharmaindustrie.

Für Olga Badanova vom Wirtschaftsministerium der Republik Moldau eröffnet das MP Chancen für die Teilnehmer und hilft gleichzeitig, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu erhöhen. Sie betonte die Rolle der Industrie, insbesondere bei den KMU. Für Le Viet Anh vom vietnamesischen Ministerium für Planung und Investition bedeutet die Teilnahme am MP nicht nur eine Stärkung der Kooperation mit Deutschland, sondern auch eine Stärkung der Unternehmen innerhalb Vietnams. Vertreter mehrerer Länder machten ihr Interesse an den branchen- und themenorientierten Gruppenprogrammen deutlich.

Branchen- und Themengruppen

Am zweiten Konferenztag ging es direkt im BMWi in zwei Arbeitsgruppen um einen Erfahrungsaustausch zu den internationalen Branchen- und Themengruppen. Derzeit gibt es im MP folgende Schwerpunkte:
– Bergbau und Rohstoffwirtschaft,
– Gesundheitswirtschaft,
– Umwelttechnologien / Wasser- und Abfallwirtschaft
– Energieeffizienz in Industrieunternehmen
– Energieeffizienz bei Bau und Sanierung von Gebäuden
– Erneuerbare Energien und
– Landwirtschaft.

In der Arbeitsgruppe der Partner auf politischer Ebene wurde festgestellt, dass inzwischen jede zehnte Gruppe branchen- bzw. themenorientiert ist. Die Vertreter der einzelnen Länder berichteten über ihre durchweg positiven Erfahrungen zur Durchführung bzw. zum Mehrwert dieser Gruppenformate. Alle Partner waren sich einig darüber, die Branchengruppen beizubehalten und ggfs. auszubauen. Als mögliche weitere zukünftige Schwerpunkte wurden Tourismus, IT, Bauwesen, Logistik und die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte benannt.

Inhalte der Arbeitsgruppe der Durchführungspartner waren die Vorstellung der verschiedenen Programmformate, die Erörterung der Definition ausgewählter Zielgruppen sowie der Austausch zu den bisherigen Erfahrungen einzelner Länder mit der Teilnehmerakquise. Ein Ergebnis der Diskussion war, dass die Partner auf eine frühzeitige Information durch die deutsche Seite über die Planung gerade von Branchenprogrammen angewiesen sind, da die Akquise für Branchenprogramme aufwendiger als für branchenheterogene Programme ist. Die Umsetzung branchenspezifischer Programme war auch Thema in vielen bilateralen Gesprächen zwischen BMWi und den Partnern, die im Umfeld der Partnerkonferenz stattfanden.

Ein Höhepunkt im wahrsten Wortsinne war der Abendempfang am ersten Konferenztag zu Ehren des scheidenden Dr. Brauner. Im 37. Stock des Park Inn würdigten Vertreter der Partnerländer seine Verdienste bei der Weiterentwicklung des Programms. Im Anschluss nutzten die Gäste die Gelegenheit, mit einem Panoramablick über die Stadt ihr internationales Netzwerk auszubauen.