In den industrialisierten Ländern wächst das Bewusstsein für ökologisch erzeugte Lebensmittel stetig. Der Biomarkt boomt auch in Deutschland. 2017 verzeichnete er einen Wachstumszuwachs im zweistelligen Bereich. Bei der Deklaration der Inhaltsstoffe liest man häufig: Herkunft EU/Nicht-EU-Länder: Deutschland ist bei vielen Produkten auf Importe angewiesen. Was Erdnüsse angeht, kamen diese bisher meist aus China. Doch das kann sich schon bald ändern. Ein Produzent aus Ägypten hat sich dazu aufgemacht, mit seinen ökologischen Hülsenfrüchten den deutschen Markt zu erobern. Mit seinem Engagement trägt er außerdem dazu bei, neue landwirtschaftliche Nutzflächen in anderen afrikanischen Staaten zu erschließen.
Kairo. Mostafa Salem kennt sich mit Erdnüssen aus. Er war früher selbst viele Jahre Erdnussfarmer, bevor er 2013 die Kernile S.A.E. gründete. Das Unternehmen produziert und verarbeitet Erdnüsse aus sieben afrikanischen Ländern und beschäftigt 55 Mitarbeiter. Seit Mitte 2016 hat der 30-jährige Biotechnologe verstärkt versucht, seine Ware auf den EU-Markt zu bringen. Das hat sich als schwierig erwiesen. „Es fehlt an Vertrauen in afrikanische Produkte, was Qualität und Herstellungsprozess angeht“, sagt er.
Mit Hilfe des MP ist es ihm letztes Jahr gelungen, mit einem der führenden Naturkost-Anbieter aus Deutschland einen langfristigen Liefervertrag abzuschließen. Rund 50 Prozent der Erdnüsse, die bisher aus China kamen, wird die deutsche Firma nun durch Nüsse von Kernile ersetzen. Salem rechnet dadurch mit einer Umsatzsteigerung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die neue Kooperation macht zehn Prozent seiner Einnahmen aus. Die neuen Partner hatten ihn vor der Unterzeichnung besucht und persönlich seine Produktionsbedingungen inspiziert. „Die Firma war auf der Suche nach alternativen Lieferanten, weil die Qualität der chinesischen Ware nicht immer ihren Anforderungen entsprach“, berichtet der ägyptische Unternehmenschef. Außerdem befürchtete der Bio-Hersteller Engpässe für die Zukunft, denn die weltweite Nachfrage wächst und auch in China fordert die wachsende Mittelschicht ihren Bedarf an hochwertigen und gesunden Lebensmitteln ein. Um gleichbleibend einwandfreie Qualität liefern zu können, hat Salem kürzlich aufgerüstet und ein Metallsuchgerät für den Verarbeitungsprozess gekauft, bei dessen Auswahl ihn die deutschen Partner beraten haben.
„100 Prozent Bio bis 2022“
Die Hälfte der Erdnüsse von Kernile stammt allerdings immer noch aus konventioneller Landwirtschaft. Das würde Salem gerne ändern: „100 Prozent Bio bis 2022 – das ist unser Ziel“. Zusammen mit der deutschen Firma unterstützt er deshalb Farmer in Afrika beim Aufbau einer ökologischen Landwirtschaft, zum Beispiel in Tansania. Erdnüsse aus Afrika haben den Vorteil, dass sie zwei Ernten einbringen. Je nach Anbauland eine im Oktober, die andere von April bis Juli. Die Wettbewerber aus China und den USA können nur eine Erntesaison bieten. „Indem wir mehr Ackerland in Afrika fruchtbar machen und ökologisch bewirtschaften, können wir dazu beitragen, die Welternährung mit Lebensmitteln zu sichern, die gesund und umweltfreundlich sind“, sagt der Unternehmer. Zurzeit seien in Afrika erst ein Viertel der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen kultiviert, während in anderen Ländern, wie den USA, bereits 85 Prozent für die Agrarwirtschaft genutzt würden, berichtet Salem.
Die Biowelt ist überschaubar, weiß der Handelsexperte. Wenn man sich erst mal einen guten Ruf gemacht hat, kommen die Kunden von alleine. Besonders der Schlüsselkunde in Deutschland sei wie ein Qualitätssiegel, das neue Kunden nachzieht. Gerade hat Salem einen weiteren Vertrag unterzeichnet und Proben an sechs neue Interessenten geliefert. „Wir haben jeden Monat neue Anfragen“, freut sich der Unternehmenschef. Der Erdnussmarkt in Deutschland wird auf rund 200 Millionen Euro geschätzt. Der Manager plant, davon einen Marktanteil von fünf Prozent bis 2020 zu erreichen. Doch dafür muss Salem auch seine Kapazitäten ausbauen. Momentan steht er in Verhandlungen für eine neue Röstmaschine, denn aktuell kann er nur 12.000 Tonnen im Jahr liefern. Durch die gerade fertiggestellte neue Fabrik würde er seine Kapazität bis auf 35.000 t erhöhen.




