Botschafterin zwischen den Ländern

Astrid Vonhoff ist viel herumgekommen in ihrem Leben. Krankenschwester, Schiffskrankenschwester auf der MS Europa sowie als Angestellte in einer Leitungsposition in Saudi-Arabien – das sind nur einige der vielen Stationen der gelernten Krankenschwester und studierten Pflegemanagerin. 2012 war sie mit dem MP in China. Nicht zum ersten Mal besuchte sie das Reich der Mitte. Land und Leute kannte sie schon gut von ihren vielen Aufenthalten als Ausbilderin von Krankenpflegekräften und Leiterin von Train-the-Trainer Seminaren. Doch um einen völlig neuen Geschäftszweig aufzubauen, hat Vonhoff auf das MP vertraut.

„Man hat mir gesagt: Das geht nicht. Aber es ging doch!“ Wenn Astrid Vonhoff von etwas überzeugt ist, dann lässt sie sich nicht so leicht von ihrem Weg abbringen. Mit einer positiven Mischung aus Unternehmergeist, Durchsetzungskraft und Abenteuerlust hat die 57-jährige die vielen Hürden zu ihrem Ziel genommen – der Rekrutierung von chinesischen Pflegekräften für das deutsche Gesundheitswesen.

Die erste Gruppe war die schwierigste, sagt sie. Viele Monate habe sie gebraucht, um den Weg zu ebnen. Dabei hat ihr das Programm „Fit für das Chinageschäft“ geholfen. „Es hat mich stabiler gemacht. Ich weiß jetzt mehr über das Leben und Geschäftsverhalten dort und darüber, wie ich Genehmigungen bekomme. Außerdem habe ich wertvolle Kontakte auf Ebenen bekommen, an die man als Einzelperson so nicht rankommt“, sagt die Gründerin von UBG, einer Unternehmensberatung für das Gesundheitswesen.

UBG ist der einzige Bildungsträger, der diesen Service in Deutschland anbietet. Der Firmenchefin ist es wichtig, dass sich die jungen Chinesinnen in Deutschland wohl fühlen und gute Arbeits- und Entwicklungsbedingungen haben. Um das sicherzustellen, arbeitet sie nur mit großen Unternehmen zusammen, die sich erst einmal auf eine größere Investition einstellen müssen. Für die ausländischen Pflegekräfte entstehen keine Kosten.

Die Betreuung vor Ort ist Chefsache und liegt der Unternehmerin sehr am Herzen. Nicht nur, weil es aufwendig ist, die Fachkräfte ins Land zu holen. „Die Arbeit fängt erst richtig an, wenn sie in Deutschland sind. Dann sitze ich nur noch im Auto“, sagt die Unternehmerin, die gerade eine neue Gruppe chinesischer Pflegekräfte in Brandenburg betreut. Das Programm beinhaltet auch die Qualifizierung der Chinesinnen, die alle Deutsch sprechen, zu in Deutschland anerkannten Pflegekräften. Nach einem intensiven theoretischen und praktischen Fortbildungsprogramm legen sie ihre Prüfung zur staatlich anerkannten Gesundheits- und Krankenpflegerin ab. „Ich weiß natürlich noch nicht, wie sich die Teilnehmerinnen am Ende ihrer Fünfjahresverträge entscheiden, da wir erst 2014 angefangen haben. Aber ich ziele auf eine nachhaltige zirkuläre Migration“, sagt sie. Mit anderen Worten: Die Chinesinnen kehren nach Vertragsende zurück in ihre Heimat und unterstützen den Bildungstransfer.

Nach der schwierigen Startphase entwickelt sich das Programm schnell. Bisher sind bereits fünf Gruppen mit insgesamt 120 Teilnehmern eingereist. Ihren Jahresumsatz konnte Vonhoff durch die neue Sparte, die mittlerweile 80 Prozent ihrer Geschäftstätigkeit ausmacht, inzwischen verdoppeln. Doch das ist nicht das Wichtigste für die Geschäftsfrau, die mit ihrem Herzblut dabei ist. Gerade hat die Wahl-Berlinerin eine chinesische Delegation aus dem Gesundheitsbereich verabschiedet. Sie sei eine Botschafterin zwischen den Ländern, habe man ihr gesagt. Darüber habe sie sich am meisten gefreut, sagt die engagierte Firmenchefin.

Erschienen in:
Journal – Ausgabe 7 (2015)