Die Managerfortbildung in Deutschland hat das Berufsleben von Michail Bojarkin entscheidend verändert. Der Geschäftsführer des Unternehmens Lesnaja Niva, welches sich bis dato überwiegend auf Viehzucht und Landwirtschaft spezialisierte, entdeckte neue Geschäftsfelder und fand in Deutschland Partnerfirmen, die das richtige Know-how für seine Vorhaben liefern. Zu den Highlights gehören ein deutsch-russisches Joint Venture für Holzspanplatten, Holzpellets-Produktion und Traktorentechnik.
Uljanowsk / Staraja Majna. Seit 2011 ist Michail Bojarkin oft in Deutschland. „Die interaktiven Trainings und viele Unternehmensbesuche verschafften mir unbezahlbare praktische Erfahrungen und die Möglichkeit, richtige Geschäftspartner zu finden“, erzählt der Unternehmer über seine Fortbildung im Rahmen des MP. Für sein größtes Projekt – den Bau einer Fertigungsanlage für die innovative Produktion von MDF- und OSB-Platten – stand dem Unternehmer die Regierung des Gebietes Uljanowsk zur Seite. Mit dem Gesamtvolumen von 180 Millionen Euro gründete Lesnaja Niva ein Joint-Venture mit der bayrischen VanBetra GmbH. Das Projekt wurde im Herbst 2013 auf der 15-Jahresfeier des MP mit Russland mit dem BMWi-Innovationspreis ausgezeichnet. Ende 2014 sollen die ersten Holzwerkstoffplatten ausgeliefert werden.
Während der Unternehmensbesuche in Deutschland besichtigte Bojarkin Landmaschinen der hessischen Weidemann GmbH und war begeistert. Der Manager erkannte sofort vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die wendigen Traktoren und Teleskoplader in der Land- und Forstwirtschaft und übernahm den Vertrieb der Weidemann-Technik in seiner Region. Die ersten vier Fahrzeuge beweisen bereits ihr Können auf den Wolga-Feldern. Im Sommer 2014 ist ein Treffen mit der Geschäftsleitung von Weidemann in Staraja Majna geplant. Auf der Agenda steht der Bau einer Fertigungslinie für Weidemann-Traktoren in Russland.
Seit November 2013 ist nun auch eine Holzpellets-Produktionsanlage aus Deutschland im Betrieb – zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Lieferungs- und Montage-Vertrags mit der schleswig-holsteinischen Amandus Kahl GmbH. Die Anlage wird jährlich 40.000 Tonnen Pellets aus Abfällen der Holzverarbeitung produzieren. Die Investitionen in Höhe von 1,6 Millionen Euro sollen sich schnell amortisieren – das ökologische Heizmittel ist sowohl in Russland, als auch in Europa begehrt. „Im Gegenteil zu Russland werden Pellets in Deutschland auch in Kraftwerken verheizt. Das eröffnet uns ganz neue Horizonte“, berichtet Bojarkin. Aber auch unerwartete Schwierigkeiten. 10.000 Tonnen Pellets, die bis Ende Mai nach Ungarn, Italien und Deutschland geliefert wurden, mussten aufgrund der derzeit angespannten politischen Lage den teureren Umweg über Belarus nehmen. An einem günstigeren direkten Transportweg per Schiff wird mit Nachdruck gearbeitet.
Lesnaja Niva, bis dahin eher ein Kleinunternehmen, schaffte durch neue Geschäftsfelder und Umstrukturierung rund 900 neue Arbeitsplätze und wuchs innerhalb von zwei Jahren zum mittelständischen Vorzeigeunternehmen. „Nach meiner Fortbildung bei der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein entsandte ich mittlerweile vier Mitarbeiter ins Präsidentenprogramm, von denen einer bereits in Herbst 2013 nach Deutschland kam. Dadurch wird nicht nur ihr Horizont erweitert, sie sehen auch die Vorzüge der deutschen Unternehmenskultur und lernen europäisch zu arbeiten. Die Fortbildung in Deutschland macht 80 Prozent des Erfolgs des gesamten Programms aus“, resümiert Bojarkin.




