Mingguang. Als Tochter des Firmeninhabers hatte Ni Hongyan zunächst nicht vor, im Familienunternehmen zu arbeiten. Stattdessen wurde sie Lehrerin. Mitte 2012 entschied sie sich jedoch, in den Vorstand des Familienbetriebs zu wechseln: Als Führungskraft der neuen Generation wurde sie dort dringend benötigt, um das Geschäft weiterzuentwickeln. Haomiao Fire Protection Technology Development mit rund 300 Beschäftigten ist führender Hersteller für Brandbekämpfungsfahrzeuge in China. Es besitzt mehrere Patente und bedient von der mittelchinesischen Provinz Anhui aus nicht nur den chinesischen Markt, sondern auch Kunden in Südostasien, Zentralasien und Südamerika.
Dieser Schritt bedeutete für Ni Hongyan eine große Herausforderung. Wie soll man die immer weiter steigende Mitarbeiterzahl effizient führen? Wie kann das Unternehmen seine Auslandsgeschäfte ausbauen? Wie verbessert man seine Wettbewerbsfähigkeit? Antworten auf diese Fragen fand die chinesische Jungunternehmerin bei dem BMWi-Managerfortbildungsprogramm. Während des dreißigtägigen Aufenthaltes in Deutschland erlernte Ni Hongyan Methoden des Projekt-, Personal- und Qualitätsmanagements und eignete sich interkulturelle Kompetenzen an. Nach zahlreichen Seminaren und Besuchen bei deutschen Firmen erkannte die MP-Teilnehmerin, dass sie, obwohl das Geschäft noch gut lief, eine neue und nachhaltige Unternehmensstruktur aufbauen sollte. Besonders angetan war sie davon, dass viele deutsche Unternehmen ihren Mitarbeitern umfangreiche Aus- und Weiterbildungen anbieten.
Nach Abschluss des MP beauftragte Ni Hongyan eine chinesische Beratungsagentur damit, Haomiaos Probleme beim Personaleinsatz und in der Produktion aufzudecken und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Nach Auswertung der Ergebnisse strukturierte sie das ganze Unternehmen um. Die Unternehmerin richtete zudem ein internes Trainingszentrum ein und begann, ihre Mitarbeiter regelmäßig weiterzubilden. Langfristig möchte Ni Hongyan ihre Firma in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Sie glaubt, dies sei eine wirksame Methode gegen die typische „Krankheit“ chinesischer Familienunternehmen, die oft in den Händen der zweiten Generation an Erfolg einbüßen.
Auch für das aktuelle Geschäft der Firma Haomiao war das MP hilfreich. In Deutschland hatte Ni Hongyan insgesamt 19 Unternehmen besucht. Darunter die Geisselmann Feuerwehr Technik GmbH (GFT) und den bekannten Kraftfahrzeughersteller MAN (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg), deren Technologie und Produkte für ihre Firma geeignet schienen. Während der Gespräche vor Ort entdeckten Ni Hongyan und die beiden deutschen Firmen einige Möglichkeiten zur Kooperation. Bereits einen Monat nach ihrer Rückkehr besuchten Vertreter von GFT Ni Hongyan in China und schlossen mit ihr einen Kaufvertrag im sechsstelligen Bereich. Mit verschiedenen Brennermodulen der Firma GFT kann Haomiao seine Feuerwehrfahrzeuge praxisnah für den Einsatz testen und Probleme direkt beseitigen.
Da deutsche Fahrgestelle für gute Qualität bekannt sind, entschied der Vorstand Haomiaos, Chassis von MAN und Mercedes-Benz zu erwerben. Die Feuerwehrfahrzeuge mit deutschen Chassis zogen sofort Kunden aus neuen Märkten wie Nahost und Afrika an, die Aufträge im Wert von mehreren Millionen Euro erteilten. So profitiert Ni Hongyans Geschäft von dem guten Ruf der deutschen Fahrgestelle – diese helfen ihm, sich stabil weiterzuentwickeln.




