Mexikanische Führungskräfte in Bayern und Berlin

Während die Wirtschaftsministerien Mexikos und Deutschlands noch an einer Regierungserklärung – als Grundlage für die bilaterale Zusammenarbeit im Rahmen des MP – arbeiten, hat die Pilotgruppe aus Mexiko ihre Fortbildung bei der IHK Akademie München und Oberbayern bereits erfolgreich abgeschlossen.

Westerham / Berlin. Die Auswahl der ersten 21 MP-Teilnehmer erfolgte in Zusammenarbeit mit dem staatlichen nationalen Unternehmensinstitut INADEM, welches vom mexikanischen Wirtschaftsministerium mit der MP-Vorbereitung beauftragt wurde. Alle Teilnehmer zeichneten sich durch Professionalität, Wissbegierde und Diskussionsfreude aus, sie unterstützten und motivierten sich während ihres Deutschlandaufenthalts gegenseitig. Gute Stimmung und Dynamik prägten die Atmosphäre innerhalb der Pilotgruppe.

Bei der Eröffnungsveranstaltung in der IHK Akademie begrüßte Erwin Feldhaus, Handelsrat von ProMéxico in Deutschland, die mexikanischen Führungskräfte. Dies war der Startschuss für ein intensives Programm, bei dem 17 Gruppenbesuche in deutschen Unternehmen und 47 individuelle Geschäftstermine auf der Tagesordnung standen. Aufgrund der zahlreichen Angebote in der kurzen Zeit wurde das Programm von mehreren Teilnehmern als „Prozessbeschleuniger“ beschrieben. „Normalerweise dauert ein Businessprozess ein ganzes Jahr, bis die Vereinbarung mit dem jeweiligen Partner unterschrieben ist. Dank Programmen wie diesem werden Prozesse beschleunigt. Es wird uns helfen, kulturelle Barrieren zu überwinden, die da sind und beseitigt werden müssen“, resümiert Raúl Cuevas Campillo, kaufmännischer Leiter von Kuo Aerospace S.A. de C.V.

Besonders interessant für die Teilnehmer war die Möglichkeit, Firmen aus unterschiedlichen Branchen kennenzulernen. Sie nutzten die Gelegenheit, um mit Unternehmensvertretern ins Gespräch zu kommen. Die Gruppenbesuche seien sehr geeignet, um das beim MP Erlernte in der Praxis zu sehen, sagte Elisabeth Rosado Puerto, Geschäftsführerin von Tropical Honey Company S.A. de C.V. Das Familienunternehmen verarbeitet und vermarktet hochwertigen mexikanischen Bienenhonig. Außerdem findet Rosado Puerto „die Informationen über Verwaltung und Management von Firmen, die Zusammenstellung erfolgreicher Teams, das Exportgeschäft und deutsche Geschäftskultur ungemein wichtig, weil die Teilnehmer dadurch sehr hilfreiche Werkzeuge an die Hand bekommen.“ Messebesuche sowie ein kulturelles Rahmenprogramm rundeten das Angebot ab. Dazu gehörte auch der Empfang der Teilnehmer in der mexikanischen Botschaft in Berlin.

Erste Erfolge während der Fortbildung
Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer ihre Ziele erreicht haben und einige diese sogar übererfüllen konnten. Nach eigenen Angaben wurden bereits 13 Vereinbarungen mit deutschen Kooperationspartnern getroffen, weitere Angebote werden eingeholt. Auch Produkttests und -trainings sowie Nachfolgetermine wurden vereinbart.

Einen Erfolg kann auch Rosado Puerto verzeichnen. Die Geschäftsführerin hatte sich vorgenommen, Geschäftskontakte mit deutschen Unternehmen zu knüpfen, die Interesse am mexikanischen Honig haben. Dank des MP konnte sie Kontakt zu vier interessierten deutschen Unternehmen aufnehmen. Seit ihrer Rückkehr nach Mexiko treibt sie die Qualitätsverbesserung ihrer Prozesse und Produkte voran – die Zertifizierung im Blick, um die deutschen Partner bedienen zu können. Rosado Puerto besuchte auch den Maschinenanlagenhersteller Bernhard Rietsche GmbH im badischen Biberach und beauftragte ihn mit der Reparatur einer Maschine. Vor Ort ließ sie sich von neuen Technologien beeindrucken – und bekommt demnächst ein Angebot über eine neue Anlage.

Ein Höhepunkt war die Abschlussveranstaltung im BMWi. Zur Verabschiedung der Pilotgruppe kamen Vertreter des BMWi, der mexikanischen Botschaft und der Repräsentanz des mexikanischen Wirtschaftsministeriums in Brüssel. Auch ProMéxico, die IHK München und die GIZ waren dabei, um von persönlichen Ergebnissen der Teilnehmer und ihrer Gruppenarbeit zu hören. Sandra Peters, Projektleiterin bei der IHK Akademie, freut sich sehr darüber, dass Mexiko nun zu den MP-Partnerländern gehört: „Die Teilnehmer haben bewiesen, dass ein hohes Potential zur Zusammenarbeit besteht und der Bedarf an diesem Trainingsprogramm vorhanden ist.“

Den mexikanischen Führungskräften, die gerade überlegen, ob sie sich für das MP bewerben sollen, empfiehlt Rosado Puerto: „Schrecken Sie nicht davor zurück, sich von Ihrer Firma für eine so lange Zeit zu trennen. Es ist zwar schwer, Abstand zu nehmen und den Gedanken zu verdrängen, dass wir unser Geschäft etwas vernachlässigen. Dennoch lohnt es sich, die Zeit in das Programm zu investieren.“ Und fügt augenzwinkernd hinzu: „Vorsicht beim deutschen Bier – es schmeckt sehr gut, ist aber viel stärker als das mexikanische!“