Die Firma Mosil Lubricants aus Mumbai produziert Industrieschmierstoffe, unter anderem für namhafte deutsche Kunden. Rupali Mavani arbeitet im Management von Mosil. Die Teilnahme am Managerfortbildungsprogramm hat sie ihrem Traum nähergebracht, das Familienunternehmen einmal in eine AG umzuwandeln.
Rupali Mavani steht in der Produktionshalle von Mosil in Mumbai und spricht mit zwei Arbeitern. Sie tragen dunkelgrüne Schutzkleidung, mintfarbene Plastikhandschuhe, Haarnetze sowie – seit Corona – Gesichtsmasken. Gerade befüllen sie große Blechkanister mit Bremsschmierstoff für einen neuen Kunden. Auf den glänzenden, moosgrünen 180 Kilogramm schweren Kanistern prangt das leuchtend gelbe Markenlogo von Mosil Lubricants mit dem stilisierten Öltropfen.
„Die Schmierstoffe hier liefern wir an die Knorr-Bremse AG in Pune“, verrät Mavani. Dort werden sie in der Produktion von Antiblockiersystemen eingesetzt. Die Firma aus München ist Weltmarktführer für Bremssysteme, insbesondere für LKWs und Schienenfahrzeuge. Ein weiterer Kunde aus Deutschland ist ein Unternehmen, das an seinem Standort in Indien Bremssysteme für Nutzfahrzeuge produziert. Zustande gekommen sind beide Kooperationen durch das Managerfortbildungsprogramm, an dem Mavani – sowie einige Jahre zuvor bereits ihr Mann Samvar Mavani – teilgenommen hat.
Die 49-jährige Ingenieurin arbeitet im Management von Mosil Lubricants Pvt Ltd. Das Unternehmen wurde 1971 von der Familie ihres Mannes gegründet und produziert heute mit 80 Angestellten 250 Arten von Industrieschmierstoffen in Form von Ölen, Fetten und Sprays. Diese kommen u.a. in der Landwirtschaft, der Papierindustrie oder der Textilbranche zum Einsatz und halten Fahrzeuge, Anlagen und Maschinen am Laufen. „Wo Sie in Indien eine Maschine sehen, sehen Sie auch uns“, sagt Rupali Mavani nicht ohne Stolz.
Modernisierung des Unternehmens
Als Mavani vor zehn Jahren bei Mosil einstieg, hatte sie eine Vision: die Firma zu einem modern geführten Unternehmen weiter zu entwickeln. Dabei hat ihr das Managerfortbildungsprogramm geholfen. „Mein Mann und ich haben in Deutschland viel gelernt und seitdem viel umgesetzt“, sagt sie.
Dazu gehört zum Beispiel die Einrichtung eines neuen Forschungs- und Entwicklungslabors, eines Bürobereichs und eines Lagers. Die Umsetzung erfolgte 2020, in nur vier Monaten, mitten in der Corona-Zeit. „Es hilft ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, man muss die Sachen anpacken“, sagt die engagierte Unternehmerin. Durch die Trennung des Lagers von der Produktion haben die Arbeiter mehr Platz und können die Abstandsregeln einhalten.
Mit Innovationen gegensteuern
„Ich versuche immer, innovative Lösungen zu finden“, sagt Mavani, die für den Bereich Human Ressources zuständig ist. Diese Eigenschaft kam ihr in Corona-Zeiten zugute. Viele Prozesse wurden digitalisiert, Trainings für Mitarbeiter werden online durchgeführt. Bei der Suche nach neuen Talenten setzt Mavani jetzt auf Online-Rekrutierung mit Hilfe von Konferenztools. Wer kann, arbeitet zudem im Home-Office, wofür die digitale Infrastruktur umgestellt wurde „Ich habe neulich einen Mitarbeiter eingestellt, der sogar komplett von zuhause aus arbeitet“, sagt Mavani.
Corona hat die Modernisierung des Unternehmens vorangetrieben. Davon zeugen auch zwei Auszeichnungen, die Mosil im letzten Jahr vom Verband der indischen Industrie (CII) verliehen wurden: eine für ausgezeichnete Mitarbeiterführung in Zeiten von Corona, die andere als bester Technologie- und Lösungsanbieter.
Doch es gab auch Rückschläge. „Wir haben am Anfang leider viele Mitarbeiter nicht halten können, vor allem junge Mütter“, sagt Mavani, die selbst zwei Töchter hat. „Es gab keine Betreuung, Kindergärten und Schulen waren geschlossen und die Produktion konnten wir ja nicht in das Home-Office verlagern“, sagt Mavani. Es waren die Mütter, die bei den Kindern zuhause bleiben mussten.
Stark durch Umstrukturierungen
Inzwischen habe sich die Situation gebessert. Die Frauen haben sich organisiert, sind teilweise zurückgekommen, und es wurden neue, junge Talente eingestellt. Der Vertrieb wurde ausgebaut. Mosil läuft dank der Umstellungen „wie geschmiert“, erklärt Rupani mit einem Augenzwinkern. Die Einbußen im Corona-Jahr wurden durch das Unternehmensmanagement, Innovationen sowie neue Kunden abgefedert, der Umsatz konnte 2020 mit zwei Millionen Euro auf dem Niveau von 2019 gehalten werden.
Am Ende von Mavanis Traum steht die Umwandlung des Unternehmens in eine AG. Die Zeichen dafür stehen gut. Durch den Corona-Stresstest konnte die Firma unter Beweis stellen, wie stark sie aufgestellt ist. Und um Nachwuchs im Management muss sich Personalerin Mavani keine Sorgen machen: Ihre 13-jährige Tochter möchte CEO werden. „Das Zeug dazu hat sie jedenfalls“, sagt Mavani und lacht.
Fotos: © Mosil Lubricants Pvt Ltd




