Innovative Gesundheitssnacks von morgen

„Es war für mich sehr motivierend zu sehen, mit welchem Enthusiasmus in Deutschland Firmen geführt werden und welche Unterstützung sie haben“, sagt Sergiy Schakola über sein Training. Als er 2007 nach Deutschland kam, war er stellvertretender Leiter einer ukrainischen Bankfiliale. Während seines Aufenthalts wuchs in ihm der Wunsch, sein eigenes Unternehmen aufzubauen. Am liebsten im Bereich der gesunden Ernährung, mit der er sich zu dieser Zeit viel beschäftigte. Doch erst 2011 war es soweit. Schakola hing seine Bankkarriere an den Nagel und eröffnete einen Online-Versandhandel für Nüsse, Trockenfrüchte, Getreide, Bio-Waschmittel etc., im darauffolgenden Jahr schließlich einen Bioladen. Begleitend organisierte er Festivals, Vorträge und Seminare, um in der Ukraine für sein Lieblingsthema zu werben. Auf einem Vortrag erzählte ihm ein Gast von seinem Plan, einen gesunden Snack zu entwickeln und darauf ein Unternehmen aufzubauen. Das war 2013.

Doch das Jahr 2014 durchkreuzte jäh alle Pläne des ökobegeisterten Unternehmers. Die bewaffneten Auseinandersetzungen in der Ukraine rückten seine Heimatstadt Donezk mitten ins Zentrum des Geschehens. Mit einem Mal fand Schakola sich vor einem Scherbenhaufen wieder. Schweren Herzens ließ er seine Heimat zurück. Reiste mit seiner Frau und seinen Kindern nach Kiew. Und rappelte sich wieder auf. In der Hauptstadt schloss sich der Unternehmer mit jenem Vortragsgast zusammen, der ihm seinerzeit von dem gesunden Snack erzählte, und stieg in die neu gegründete Firma Futurefood ein. Kurze Zeit später wurde er Partner und Geschäftsführer. Seit Anfang 2015 produzieren sie „Futurechips“, die zu 100 Prozent aus Leinsamen bestehen und ohne Chemie auskommen. Das Ziel war, einen gesunden Snack zu kreieren, der dem Geschmack von Kartoffelchips maximal ähnlich ist. Obwohl das Start-up noch kein Jahr alt ist, können die Gründer schon davon leben und haben die ersten Mitarbeiter eingestellt. Ihre Chips vertreiben sie bisher vornehmlich auf dem heimischen Markt in Bio-Läden und in Supermärkten.

Erst durch die Teilnahme am MP ist der Betriebswirt zum Unternehmer geworden, seinen internationalen Durchbruch will er jetzt mit Hilfe eines weiteren Förderprojekts schaffen. Im Rahmen des Freihandelsabkommens zwischen der EU und der Ukraine werden Agrarunternehmen beim Markteintritt in die EU unterstützt. Futurefood nimmt an der Maßnahme teil. „Ein Europäer konsumiert im Schnitt sechs Kilo Snacks im Jahr, ein Deutscher drei Kilo – und ein Ukrainer bringt es nur auf ein halbes Kilo“, sagt Sсhakola, der sich – trotz des geringeren Verbrauchs – für Deutschland als Eintrittsmarkt entschieden hat. „Durch das MP kenne ich meine potentiellen Kunden. Und ich weiß, dass meine Idee auf dem deutschen Markt funktioniert“, sagt der Jungunternehmer.

Bisher ist die Produktionsmenge von Futurefood überschaubar. 120.000 Tüten werden im Jahr hergestellt. „Wir haben alles mit Eigenkapital gestemmt, ohne Kredite“, sagt Sсhakola stolz. Bald wird das Sortiment um zwei weitere Geschmacksrichtungen erweitert – Kräuterchips und süße Chips, letztere auf Grundlage von getrockneten Früchten. Sein Rezept hat Sсhakola patentieren lassen. Die Produktion und Zusammensetzung sei einmalig am Markt, sagt er. Die besten Kunden sind übrigens seine vier Kinder, die schon ungeduldig auf die neuen Geschmackskreationen warten.

Am 2. September 2016, der in Kiew als Unternehmertag gefeiert wird, erhielt Schakola eine offizielle Dankesurkunde. Wie ca. 100 andere Unternehmer, ehrte der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko auch ihn für seinen großen Beitrag zur Entwicklung des Unternehmertums und der Marktinfrastruktur in Kiew sowie für seine Professionalität.