
Heidelberg. Die duale Berufsausbildung ist in Deutschland eine Selbstverständlichkeit, hat jedoch einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit.
So ist in Deutschland die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen im internationalen und besonders europäischen Vergleich sehr gering. Diese Tatsache beeindruckt die ausländischen Führungskräfte immer wieder, und auch bei den ägyptischen Managern, die ihre Fortbildung im Frühjahr 2017 absolvierten, verfehlte der Aha-Effekt nicht seine Wirkung.
So konnten bisher alle Gruppen des Fortbildungszentrums AHP International insbesondere das duale Ausbildungssystem Deutschlands im ABB Training Center GmbH & Co. KG kennenlernen. Die Führungskräfte aus Ägypten erhielten dabei Einblicke in die Einstellung von Auszubildenden. Verschiedene Elemente der Mitarbeiterauswahl wie Bewerbungsgespräche, Tests sowie Notenschlüssel und Bewertungsschemata für Bewerbungsunterlagen wurden vorgestellt. Darauf folgten detaillierte Informationen zur Struktur der verschiedenen Ausbildungsmodule – sowohl im technischen als auch kaufmännischen Bereich. Dieses jahrhundertealte System mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) als Prüfinstanz kombiniert theoretisch erlerntes Wissen mit einer unmittelbaren praktischen Anwendung im Ausbildungsbetrieb. So können sich deutsche Unternehmen landesweit auf die durch die IHK zertifizierte Qualifikation eines jeden Auszubildenden verlassen. Die kontinuierliche und standardisierte Ausbildung und Qualifizierung junger Arbeitskräfte als Kernstück des dualen Systems ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für deutsche Unternehmen, insbesondere für produzierende Mittelstandsunternehmen.
Die Motivation junger Mitarbeiter im Ausbildungszentrum von ABB empfanden die MP-Teilnehmer als einen ebenso entscheidenden Faktor, der das duale Ausbildungssystem so erfolgreich macht. Loyalität, Motivation und Zuverlässigkeit ist laut Aussage der ausländischen Führungskräfte oftmals ein kritischer Punkt im Personalbereich ihrer Heimatländer. Es zeigte sich bei diesem Besuch somit wieder einmal, wie viel Input, Inspiration und Ideen die ägyptischen MP-Teilnehmer durch den unmittelbaren Einblick in die Aus- und Weiterbildung in Deutschland mitnehmen. Während des regen Austauschs entstanden Ideen, die die Manager direkt mit der Geschäftsführung des Ausbildungszentrums diskutieren konnten.
Der Geschäftsführer Marcus Braunert berichtete zusätzlich über die innovativen Ideen der Auszubildenden, die nach Vorlage eines Produktions- und Kostenplans eigene Produktentwürfe verwirklichen dürfen. Dazu zählt die Anfertigung von Produkten, die die Auszubildenden im Rahmen der Rohstoffbearbeitung und Metallkunde kennenlernen – beispielsweise ein Springseil mit verstellbaren Metallgriffen oder Wahrzeichen aus Metall der Städte Heidelberg und Mannheim als Gastgeschenke. Dies steigere die Motivation der Auszubildenden erheblich, so Braunert. Ein Rundgang durch das Ausbildungszentrum und die Besichtigung der Computerräume, Werkbänke und multifunktionalen Arbeitsplätze rundete den Besuch ab.
Die MP-Teilnehmer bewunderten vor allem die sehr langfristige und nachhaltige Ausrichtung des dualen Ausbildungssystems. Auch die Gleichwertigkeit, Transparenz und Vergleichbarkeit der Ausbildungsmodule, egal ob Mechatronik oder Elektrotechnik, hinterließen einen bleibenden Eindruck. Dies seien entscheidende Wettbewerbsfaktoren für den deutschen Mittelstand, meinten die Ägypter. Die gewonnenen Einblicke gaben ihnen somit wichtige Impulse, im eigenen Unternehmen Ideen für die Führung sowie Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern zu realisieren.
Franziska Wegerich AHP International




